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Die Jahreszeit hat auf die Wirkung der Cur keinen Einfluß, weshalb Lindewiese auch im
Winter Curgäste beherbergt. In dankbarer Anerkennung der hervorragenden Verdienste,
welche sich der menschenfreundliche Gründer der Anstalt, Johann Schroth, erworben,
setzten ihm die Curgäste 1870 in Lindewiese ein Denkmal.
Zu erwähnen wäre außerdem die nach dem Vorbilde der Gräfenberger Heilanstalt
eingerichtete Wasserheilanstalt in Zuckmantel, welche, 2 Kilometer von Zuckmantel am
Fuße des Schloßberges in einer Höhe von circa 500 Meter über dem Meere unmittelbar
an den viele Meilen sich erstreckenden städtischen und fürstbischöflichen Waldungen
gelegen, sich eines zahlreichen Besuches erfreut. Endlich verdient noch der Curort
Johannisbrunn bei Meltsch hervorgehoben zu werden.
Im östlichen Theile des Kronlandes finden wir Curanstalten in Ustron,
Ernsdorf, Bistrai bei Bielitz, sowie in Darkau. '
In Ustron wurde im Jahre 1780 zur Verhüttung der im Orte und dessen
Umgebung vorhandenen Thoneisensteine ein Hochofen gebaut. Der Umstand, daß die
bei diesem Schmelzprocesse resultirende Schlacke schwefelhaltig war, gab Veranlassung,
die glühende, direct aus dem Hochofen fließende Schlacke in ein Wasserreservoir zu leiten
und das auf solche Weise heiß gewordene Wasser zum Baden kranker, von Rheumatismus
heimgesuchter Menschen zu verwenden. Das Badehotel — gegenwärtig Werksgasthaus —
wurde 1802 errichtet. An demselben befindet sich folgendes Chronogramm:
UucllVs nän6 Unlndüws srnVXimL'r änOM,
Vr Ln6nl lanlrls nn8rIrVLnrVn LgVIs.
(Der königliche Prinz Albert hat dieses Gebäude errichtet, damit die Kranken durch heiße
Wässer geheilt werden.)
Der Badeort entwickelte sich als solcher nur langsam. Erst im Jahre 1867 wurde
ein Cursalon an das Badehotel angebaut und ein Jahr darauf hinter dem Wannen
badhause eine Molkentrinkanstalt nebst Wandelbahn errichtet. 1869 wurde der Curpark
vor dem Badehotel angelegt. Im Jahre 1878 bildete sich in Ustron eine Aktien
gesellschaft „Weichselquelle", welche im Jahre 1879 ein zweites Badehotel nebst einer
zweiten Molkentrinkanstalt baute. Allein trotz der von verschiedenen Seiten gemachten
Anstrengungen ist die Frequenz der Bäder, wie auch der Verbrauch der Molke fortwährend
im Sinken begriffen. Im Jahre 1895 war Ustron von 159 Curgüsten besucht. Als Cur-
mittel werden angewendet: Schafmolke, schwefelhältige Schlackenbäder, Kaltwasser- und
Wellensturzbäder, diätische Euren, eisenhältige Trinkqucllen rc. Die Cur wird insbesondere
empfohlen für sümmtliche Krankheiten der Athmungs- und Verdauungs-Organe,
Rheumatismen und Frauenkrankheiten. Gegenwärtig wird Ustron zum weitaus größeren
Theile nur als Sommerfrische ausgesucht.