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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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gestört; die biedere, fleißige und genügsame Bevölkerung Schlesiens, die infolge ihrer 
Dichtigkeit, sowie im Hinblicke ans die insbesondere in den Gebirgsgegenden geringe 
Ertragsfühigkeit des Bodens schon frühzeitig auf die gewerbliche und commercielle Thätig- 
keit angewiesen war, wußte es indeß, dank ihrer Intelligenz, Ausdauer und Strebsamkeit 
und unterstützt durch zweckentsprechende, die gewerbliche Thätigkeit fördernde Maßnahmen 
der Regierung, dahin zu bringen, daß Schlesien heute in industrieller und gewerblicher 
Beziehung auf einer hohen Stufe der Entwicklung steht und selbst mit den industriell 
fortgeschrittensten Kronländern einen Vergleich in keiner Weise zu scheuen braucht. 
Von der Werkstätte des kleinen Handwerkers angefangen bis zum vollkommensten 
Fabriksbetriebe hat Schlesien zahlreiche und zum Theile sehr bedeutende Unternehmungen 
der verschiedensten Art anfzuweisen, in denen viele Tausende von Arbeitern Erwerb und 
lohnende Beschäftigung finden, obschon in Bezug ans die Erleichterung der Communication 
noch Manches zu wünschen übrig bleibt, da mehrere Landestheile, welche die Bedingungen 
wirthschaftlichen Gedeihens im vollsten Maße in sich bergen, immer noch des segensreichen 
Einflusses eines Schienenweges entbehren. 
Ende 1890 gab es in Schlesien, die großen Industrie-und Transportunternehmungen 
mit eingerechnet, 20.192 selbständige Handel- und Gewerbetreibende. Im Verhältnisse zur 
Einwohnerzahl breitet sich das dichteste Netz von Gewerbebetrieben über die Städtebezirke 
Troppau und Bielitz und über den politischen Bezirk Jäge rndorf aus. Im westlichen 
Theile Schlesiens sind die Handels- und Gewerbebetriebe im Verhältnisse zur Bevölkerung 
weitaus zahlreicher, als im östlichen, wo auf je 1000 Einwohner blos 21 Gewerbe 
entfallen, während der westliche Theil auf je 1000 Einwohner 44 Betriebe aufwcist. 
Eine hervorragende Stellung behauptet in Schlesien vor allem die Textilindustrie. 
Nicht blos die außerordentliche Menge der verschiedenartigen Erzeugnisse, sondern auch 
die überaus große Zahl der beschäftigten Arbeiter lassen die Textilindustrie Schlesiens als 
besonders wichtig erscheinen, wobei zu bemerken ist, daß viele Zweige derselben noch als 
Hausindustrie betrieben werden. 
Die Hauptcentren der schlesischen Tuchindustrie sind Bielitz und Jägerndorf. 
Fabriksmäßige Betriebe bestehen außerdem in Trvppau, Skotschau, Odrau und Niklas 
dorf. Im Jahre 1890 zählte man in Schlesien 279 Etablissements, die sich mit 
der Schafwollwaarenerzeugung befaßten, und zwar: 63 Tuch- und Schafwollwaaren- 
fabriken, in denen Spinnerei und Weberei regelmäßig vereinigt ist, 3 Strickwaaren- 
fabriken, 1 Futterstoffabrik, 6 selbständige Streichgarnspinnereieu, 1 Kammgarnspinnerei 
und -Weberei, 28 Färbereien und Appreturanstalten, 87 kleinere Tucherzeuger und 
90 Strumpfwirkereien. In der schlesischen Wollwaarenindustrie standen eine Leistungs 
fähigkeit von circa 4000 Pferdekräften repräsentirende Motoren, an 5000 Stühle,
	        
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