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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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darunter mehr als 3.000 mechanische Stühle, und über 100.000 Spindeln in Verwendung; 
die Zahl der in der Schafwollwaarenfabrication beschäftigten Arbeiter belief sich auf 
rund 14.000. Das erforderliche Rohmaterial bezieht Bielitz und Umgebung aus den 
La Plata-Staaten, aus Ungarn und Rußland; der Bedarf an Streichgarn wird in eigenen 
Fabriken oder in Lohnspinnereien gedeckt, während Jügerndorf seinen Bedarf an Rohstoff 
fast ausschließlich aus Ungarn bezieht. 
Erzeugt werden größtentheils Tuche und Modestofse, jährlich circa 260.000 bis 
270.000 Stück ä 20 bis 30 Bieter. Hievon entfallen auf Bielitz und Umgebung ungefähr 
60 Procent und auf Jägerndorf 30 Procent, der Rest vertheilt sich auf die übrigen 
Standorte. Die in Schlesien erzeugten Tuche und Modestoffe zerfallen in zwei große 
Gruppen: in die für das Inland und in die für den Export bestimmten. Die ersteren, die 
sogenannte Commerzwaare, sind entweder Streichgarn- oder Kammgarnstoffe: Pernvienne 
und Doeskine (feine schwarze Waare), Uniformirungstuche, Egalisirungstnche (zu llniform- 
aufschlägen), Cheviots, billige Palmerstone, Damentnche und Damenlodcn, Billard 
tuche n. s. w. Diese Artikel werden sämmtlich im Stück gefärbt; ihnen stehen gegenüber- 
alle Arten von Modestoffen, die in der Wolle gefärbt werden. Dieselben führen verschieden 
artige, ihnen von den Fabrikanten beigelegte Bezeichnungen, wie Doeskine, Düffel, 
Mandarine n. s. m. Ebenso haben auch die Kammgarnstoffe, welche zur Commerzwaare 
gehören, keine bestimmten Handelsbezeichnungen. 
Unter den für den Export bestimmten Erzeugnissen sind vor allem die sogenannten 
türkischen Tücher zu nennen, die nach der Türkei und Persien, wohl auch nach Indien, 
Tunis und Marokko gehen. Diese sogenannte „Orientmaare" wird nur in Bielitz und in 
Troppau erzeugt. Waggon- und Billardtuche werden nach Italien, Kammgarnstoffe 
vorzugsweise nach Nordamerika exportirt. 
Die Jägerndorfer Schafwollwaarenfabrication beschäftigt sich vorwiegend mit der 
Erzeugung von Streichgarngeweben, obwohl in letzter Zeit auch die Herstellung von 
Kammgarnstoffen am Jägerndorfer Platze an Ausdehnung gewinnt. Der größte Theil 
der Jägerndorfer Production ist für die Landbevölkerung bestimmt, und nur der kleinere 
Theil ist sogenannte Stadtwaare, Cheviots, Militär- und Eisenbahntuche. Die Ausfuhr 
der Jägerndorfer Erzeugnisse erfolgt zumeist in confectionirtem Zustande, selten im 
Stück. Zur Erleichterung der geschäftlichen Abwicklung haben viele schlesische Tuch 
industrielle Hauptniederlagen oder Vertretungen in Brünn und Wien, wohin auch der 
größte Theil der schlesischen Erzeugnisse zum Verkaufe gesendet wird. Außer Tuch 
werden in Schlesien noch andere Schafwollwaaren erzeugt, und zwar: In Jügerndorf 
Futterstoffe im jährlichen Ausmaße von 470.000 Meter; in Troppau, Odrau, Jägern 
dorf, Olbcrsdorf, Johannesthal, Röwersdorf, Engelsberg, Freudenthal und Lichten
	        
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