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Das erzeugte Garn wird größtentheils im Jnlande abgesetzt und nur in geringem
Maße nach Deutschland exportirt.
Weniger hoch ist das Niveau der Zwirnerzeugung, welche in Würbenthal,
Engelsberg und Pochmühl fabriksmäßig und in Röwersdorf als Hausindustrie betrieben
wird. Erzeugt werden Leinen- und Baumwollzwirne, wofür die erforderlichen Garne,
und zwar Leinengarne aus schlesischen,.mährischen, böhmischen und belgischen Spinnereien,
die Baumwollgarne aber aus der Schweiz und England bezogen werden. Die schlesischen
Zwirne finden vorzugsweise im Jnlande Absatz, werden aber auch nach Deutschland
und Italien, sowie nach Serbien und Rumänien ausgeführt.
Die schlesische Zwirnfabrication hat namentlich in werthvolleren Sorten mit der
englischen und belgischen Concurrenz einen schweren Kampf zu führen. Die Zwirnfabriken
Englands und Belgiens sind gegenüber der heimischen Industrie insofern im Vortheil, als
die letztere ihre Rohstoffe vielfach aus England und Belgien beziehen muß, wozu noch
kommt, daß die Einfuhr von ausländischen Zwirnen durch die niedrigen Frachtsätze des
Auslandes, sowie durch den gering bemessenen Einfuhrzoll begünstigt ist.
Ein weiterer, in ziemlich bedeutendem Umfange betriebener Zweig der schlesischen
Textilindustrie ist die in stetem Zunehmen begriffene Fabrication von Banmw ollwaaren,
welche ihren Hanptsitz in Friedek und dessen Umgebung hat, obschon auch im westlichen
Theile von Schlesien, insbesondere in Freudenthal, Freiwaldau, Bennisch, Engelsberg und
Würbenthal Banmwollwaaren erzeugt werden. Dieser Industriezweig hat, insbesondere
was Friedek und Umgebung anbelangt, wo nicht blos Spinnereien, sondern auch Webereien
sich befinden, in den letzten Jahren an Ausdehnung sehr gewonnen. In Friedek und
Umgebung stehen allein ungefähr 60.000 Spindeln und 1600 Webstühle in Verwendung.
Die erforderliche Baumwolle liefern Amerika, Indien und Egypten.
Die Spinnereien erzeugen 5,000.000 englische Pfund Garn, welches entweder im
Lande verwebt oder nach den benachbarten mährischen Webereien verkauft wird. Die
gesammte Jahresproduction der Baumwollwebereien von Friedek und Umgebung beläuft
sich auf circa 19,000.000 Meter Banmwollwaaren, wovon der größte Theil im Orte
selbst gebleicht und appretirt wird und sodann als Molinos, Kammertuch, Calico, Creton,
Gradl, Bettzeug, Shirting rc. in den Handel gelangt, während ein kleiner Theil als
Rohstoff in Färbereien und Drucksabriken geht. Färbige Kaffeetncher werden in großen
Mengen in Freudenthal hergestellt.
Was die Handweberei betrifft, so wird dieselbe zumeist in der Umgebung Friedeks
betrieben. In derselben ist ein Rückschritt zu verzeichnen, weil der Verdienst in den sich
beständig erweiternden Fabriken ein sicherer und lohnenderer ist. Immerhin gibt es noch
eine beträchtliche Zahl von Handwebern, die insbesondere Canevas, Bettzeug und