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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

Italien und Deutschland und anderseits zwischen dem westlichen und dem östlichen Alpen 
flügel nimmt Tirol eine bedeutsame Mittelstellung ein. Tiefeingerisseue Flußdurchbrüche 
und leicht übersteigbare Alpenpässe eröffnen von allen Seiten den Zugang. Zwei Haupt 
verkehrsrichtungen sind es namentlich, welche sich im Herzen des Landes schneiden. Die 
eine, von Süden kommend, wird gebildet durch die Meridionalfurche der unteren Etsch 
und der Eisack, welche über die tiefste Einsattlung der centralen Alpenkette, den Brenner, 
durch das Sillthal sich nordwärts fortsetzt. Vom fernen Osten her aber streicht die lang 
gestreckte, nach zwei entgegengesetzten Seiten hin abwässernde Thalrinne der Drau und 
Rienz. Auf diesen von der Natur vorgezeichneten Bahnen wanderten bunte Völkerscharen 
in das Land, mehr oder weniger tiefgehende Spuren ihrer Anwesenheit zurücklassend. 
Auf diesen Wegen zog der Kaufmann und brachte mit seinen Maaren wichtige neue 
Culturelemente. Dem vorwärtsdrängenden wechselvollen Einfluß der offenen Verkehrslage 
steht anderseits gegenüber die natürliche Geschlossenheit der einzelnen Thalgebiete und 
der angeborene conservative Sinn der Gebirgsbewohner, ihr zähes Festhalten an dem 
einmal Erfaßten. Diesen Factoren verdankt Tirol seine ethnographische Eigenart und seine 
historische Entwicklung. Sie haben schon sehr früh bestimmenden Einfluß genommen auf 
die Besiedlung und Cultur des Landes, lange bevor die römischen Legionen ihren Sieges 
zug über die Alpen begannen. 
In jener fernen Urzeit freilich, als der mitteleuropäische Mensch noch auf der 
primitivsten Stufe der Cultur stand, konnten sich begreiflicherweise derartige Ein 
flüsse noch nicht bemerkbar machen. In der Glacialzeit waren sämmtliche Alpenthäler 
von gewaltigen Eisströmen ausgefüllt und völlig ungangbar. Die Anwesenheit des 
Menschen in Tirol während dieser Periode ist nicht nachweisbar. Nach dem Zurückweichen 
der Diluvialgletscher aber drangen bald streifende Jäger, die bis dahin in den Alpen- 
vorlanden gehaust hatten, in das Gebirge und nach und nach bildeten sich in den Haupt- 
thälern kleine Anfiedlungen. In den Schotterkegeln des Innthals finden sich gelegentlich 
Reste derselben eingeschwemmt: rohgebrannte Topfscherben, Holzkohlen, Knochen von 
Jagd- und Hansthieren, die zum Theil von Menschenhand bearbeitet sind. Außerdem 
kamen verstreute Steinwerkzeuge an mehreren Punkten des Innthals zum Vorschein. 
In den sonnigen Thälern des südlichen Tirol, welche früher eisfrei wurden und zur 
Besiedlung einluden, sind — abgesehen von zahlreichen Einzelfunden neolithischen 
Charakters — mehrere eigentliche Wohnplätze ans dieser Zeit aufgedeckt worden mit 
mannigfachem Inventar von Erzeugnissen einer primitiven Cultur, wie Waffen und 
Geräthe ans Stein, Horn und Knochen, Fragmente von rohen, aus freier Hand gearbeiteten 
Gefäßen re., Alles in einer Schichte von Asche und Holzkohlen. Solche Stationen fanden 
sich unter anderen bei Mori, Pomarolo, am Dos Trento, bei Kronmetz und Vervö. Diese
	        
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