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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

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gangspunkt für diese überaus bezeichnende Thatsache vorzüglich in den letzten Decennien 
des XVI. Jahrhunderts zu suchen. Von Anfang an entschlossen, die Beschlüsse des Concils 
von Trient durchzuführen, begann Ferdinand II. sofort bei seinem Regierungsantritt nach 
dem Beispiel des ihm befreundeten baierischcn Herzogshauses energisch das Werk der 
Gegenreformation. Dank der Thütigkeit seines Vaters bedurfte es des Blutvergießens 
nicht mehr, es genügten Landesverweisung, Freiheits- und Körperstrafen, wenn auch solche 
in größerer Anzahl und selbst wegen geringer Vergehen verhängt wurden. Um die 
Hauptquelle abweichender Lehrmeinungen zu verstopfen, wurde der Verkehr mit dem 
lutherischen Ausland streng überwacht und wiederholt im Lande Nachsuchung nach ver 
dächtigen Büchern gehalten, diese vernichtet und durch katholische Gebet- und Erbauungs 
bücher ersetzt. Vorzügliche Aufmerksamkeit wandte der Erzherzog auf die sittliche Hebung 
und Besserung des Clerus, unter dem damals gar schlimme Zustände, eine erschreckende 
Unwissenheit, selbst in kirchlichen und religiösen Dingen, und nicht selten Concubinat und 
andere Laster herrschten. Sein Beispiel und seine Mahnungen bewogen auch die kirchlichen 
Obrigkeiten für Beseitigung der argen Übelstände zu wirken. 
Der eben geschilderten Thütigkeit Ferdinands II. gegenüber kommen seine anderen 
politischen Thaten, wie die glückliche Beendigung neuer Streitigkeiten mit den Bischöfen 
von Brixen und Trient, die Einziehung der Grafschaft Arco, wo Unruhen ausgebrochen 
waren, die Erneuerung der tirolischen Landesordnung, der Erlaß einer Polizeiordnung rc. 
kaum in Betracht. Viel wichtiger war des Erzherzogs Sorge für Kunst und Wissen 
schaft. Freund eines glänzenden Hoflebens, von Festlichkeiten und Spielen, gab er den 
Künsten vielfach Gelegenheit zur Bethätigung. In pietätvoller Erinnerung an seine Vor 
fahren vollendete er das Grabmal Maximilians I. in der Hofkirche und errichtete da 
selbst auch eines für sich und seine erste Gemalin Philippine; für diese baute er auch das 
Schloß Ambras um und hier hinterlegte er die reiche Sammlung von Gemälden, Waffen, 
Geräthen und allerlei anderen Alterthümern, die als Ambraser Sammlung eiuenWelt- 
ruf erlangt hat. Sein Hofleben aber und seine Vorliebe für die Kunst machten einen großen 
Aufwand nothwendig, und da hiefür die landesfürstlichen Einnahmen bei weitem nicht 
ausreichten, sah sich Ferdinand nicht allein genöthigt, zu Verpfändungen von Gütern, 
Schlössern und Herrschaften die Zuflucht zu nehmen, sondern auch die Stände zur Über 
nahme eines bedeutenden Theiles seiner Schuldenlast zu verhalten. 
Nach seinem Ableben (1595) übernahm Kaiser Rudolph II. als Haupt des Erzhauses 
für dessen Mitglieder auf einige Jahre die Verwaltung Tirols, dann erhielt sie sein 
jüngerer Bruder Maximilian der Deutschmeister, bis ihm Tirol und die Vorlande als 
selbständiges Fürstenthum überlassen wurden. Ein ebenso energischer als frommer Regent, 
brachte er das Werk der Gegenreformation völlig zum Abschluß; er war aber auch eifrig
	        
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