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und wider die deutschen Könige Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau, Albrecht von
Österreich, Friedrich den Schönen, Ludwig den Baicr u. s. w. Partei ergriffen und auf
dem Marchfelde, bei Göllheim und Mühldorf kämpften. Schließlich wurden sie alle mit
leichter Mühe eine Beute der von zwei Seiten ihnen immer näher rückenden umsichtigen
Habsburger, in deren Dienste sie traten und denen sie bei ihren riesigen Schulden endlich
ihre Herrschaften verkauften.
Und doch haben diese zwei Jahrhunderte montfortischer Herrschaft neben allen
Leiden, welche die Bevölkerung auszustehen hatte, wieder viel Gutes geschaffen und ein
ungemein mannigfaltiges Leben erzeugt. Wurde auf der einen Seite alles Recht und alle
Sitte mit Füßen getreten, so trat auf der anderen wieder Büßfertigkeit, frommer und
wohlthätiger Sinn zu Tage. Diesen verdankten nicht nur die Johanniter-Commende zu
Feldkirch und ihre Tochter zu Klösterle, sondern auch die Klöster der Dominicanerinnen
zu Bludenz, der Clarissinnen zu Bregenz und Valduna, der Augustiner auf Ebuit, der
Hnaucwcaner aus Victorsberg und viele andere kirchliche Stiftungen den Ursprung. Neben
dem hohen Adel tauchte seit der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts ein so zahlreicher
niederer auf wie kaum anderswo auf einem so kleinen Fleck Erde. Aber mit den Grafen
geschlechtern ging auch dieser größtentheils unter oder wanderte aus, so daß Vorarlberg
schließlich das adelsärmste Land wurde. In diesem Zeitalter wurden Feldkirch und Bludenz
zu Städten erhoben; jenes erhielt von Kaiser Heinrich VII. um 1312 das Lindauer
Stadtrecht, während Bludenz das seine unter Graf Albrecht IV. wieder theilweise von
Feldkirch entnahm. Die Bürgerschaft dieser Städte und infolge ihres mannhaften Ver
haltens gegen die Appenzeller bald auch die von Bregenz erhielten ausgedehnte Freiheiten,
Privilegien und Selbstverwaltung. Feldkirch z. B. übte die hohe Gerichtsbarkeit und das
Begnadigungsrecht aus. Aber auch die Landbewohner, namentlich der Herrschaften
Feldkirch und Bludenz, die im Hinterbregenzerwald und dieHofjünger im Montavon, welche
zum Hofe und ins Gericht St. Peter bei Bludenz gehörten, wurden von den Fesseln der
Leibeigenschaft, wo solche bestand, entweder ganz oder theilweise befreit und genossen
vrelfach eigene Gerechtigkeitspflege, im inneren Bregenzerwald z. B. dieselben Rechte
wie die -Ltadt Feldkirch. Zum Andenken an diese einstigen Freiheiten wurde daher im
XIX. Jahrhundert auf der Bezegg ein sinniges Denkmal errichtet.
Ein unsterbliches Verdienst der Grafen von Montfort und Werdenberg aber bleibt
die Besiedelung der menschenleersten, Wald- und gebirgsreichsten Gebiete, vornehmlich des
östlichen Landestheils mit den sogenannten Walsern. Durch ihre engen Beziehungen
zu den Bischöfen von Sitten und den Freiherren von Raron im burgundischen Wallis,
sowie bei dem Freizügigkeitsrechte, das diese dentsch-alamannischen Bauern im obersten
Rhonethal genossen, gelang es den vorarlbergischen Landesherren vom Ausgang des