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als anderswo, die Regierung streng katholisch und maßvoll, endlich ihr Vertreter Ritter
Marx Sittich von Hohenems sehr gefürchtet war, so wurde die Bewegung leicht nieder
gehalten. Nur die wiedertäuferische Secte erhielt sich besonders zu Au im Hinterwald bis
um die Mitte des XVlI. Jahrhunderts. Schließlich wandelten ihre Anhänger nach
Mähren oder ließen sich von Jesuiten und Kapuzinern bekehren.
Der dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) war auch für Vorarlberg von
schlimmen Folgen. Anfänglich wurde namentlich das Oberland von den sogenannten
Bündner Unruhen (1620 bis 1624) hart betroffen. Die katholische und resormirte
Partei, habsbnrgischer und französischer Einfluß kämpften in Graubünden um das Über
gewicht. Daher beständige Truppendurchzüge, Einquartierungen, Aufgebote der Landes-
vertheidigung und gegenseitige verheerende Streifzüge über das Gebirge zwischen Bludenz
und Cur. In einem erbitterten Aufstande der Prätigäner wegen österreichischer Katholisi-
rungsbestrebungen wurde 1622 der Kapuziner-Guardian von Feldkirch, Pater Fidelis
von Sigmaringen, erschlagen. Erst 1641 trat in dieser Gegend völlige Ruhe ein. —
Unterdeß war seit 1632 für das Unterland die Schwedengefahr hereingebrochen und
hielt bis zum Schluß des ganzen Krieges Alles in Athen:. Bregenz und die dortigen
Landesgrenzen wurden stark befestigt und verschanzt. So sicher hielt man elfteres, daß
geistliche und weltliche Herren, wie der Abt von Kempten und die Grafen von Hohenems
ihre Kostbarkeiten in demselben bargen. Lange wurde auch wirklich der Feind abgehalten.
Endlich trat aber auf Seite der Vertheidiger Ermattung, Fahrlässigkeit und besonders ein
unseliger Zwiespalt zwischen Unter- und Oberland wegen Hilfeleistungen ein, und daher
plante der von Allem unterrichtete schwedische General Wrangel eine Überrumpelung.
Bei äußerst stürmischer Witterung griff er am 3. Januar 1647 die Grenzvertheidiger
von verschiedenen Seiten zugleich an, warf sie zurück und drang an: 4. gleichzeitig mit
ihnen in Bregenz ein. Die Schweden machten bei dieser Eroberung eine Beute von
über vier Millionen im Werth, rückten sodann in Abtheilungen landaufwärts bis Feld
kirch und Guttenberg vor, brandschatzten die Bevölkerung, und diese, von Schrecken wie
gelähmt, konnte von Glück reden, daß sie im März ihre Bedränger theils durch frei
willigen Abzug, theils mit Gewalt wieder loswurde.
Alle Leiden eines Krieges, dazu Hungcrsnoth und mehrmalige Pest machte so das
Land durch und konnte sich auch in der Folgezeit, trotzdem fast hundert Jahre, selbst im
spanischen Erbfolgekriege kein Feind ins Land kam, des Friedens nicht völlig erfreuen.
Denn die Kämpfe gegen Franzosen und Türken häuften neue Lasten ans. Aber im öster
reichischen Erbfolgekriege drangen die Franzosen von der See- und Landseite
wieder gegen Bregenz heran. Jndcß wurden sie durch einträchtiges Zusammenwirken der
Bevölkerung vor Mehrerau, der Bregenzer Klause und auf dem Sulzberge zurückgeschlagen.