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z. B. inKals; auch St. Vigil in Enneberg, St. Gertraud in Ulten, Mühlen im Mühlthal,
Lavis, Sellrain, Alpach, Neustift sind zerstreute Dörfer.
Einen eigenen Typus tragen einige alamannische Dörfer des Oberinnthals, z. B.
Barwies und Ehrwald. Da steht die Kirche inmitten eines weiten grünen Planes, den
eine ehrwürdige Dorflinde schmückt, während rings herum die getrennten Gehöfte stehen.
Auch Weerberg am südseitigen Mittelgebirge des Unterinnthals verdient wegen seiner
eigenthümlichen Dorfanlage Beachtung. Es besteht aus einer einzigen im Halbkreis die
Bergflanke umschlingenden Gasse von getrennten Einzelgehöften, welche derart liegen,
daß an der Bergseite dahinter sich die dazugehörigen Anger, dann die Felder, die Wiesen,
der Wald und endlich die sich am Berg hinanziehenden Asten (Voralpen) und Almen
anschließen.
Von eigenartigem Charakter sind auch die sogenannten Sommerdörfer, welche,
theils den vorarlbergischen Maiensäßen entsprechend, sich auf den Asten und Nieder
legern befinden, theils auf der Fläche ausgedehnter Bergmähder gelagert sind. Sie
werden nur im Sommer zum Zweck der Almwirthschaft oder Heufechsung bezogen, im
Winter stehen sie verlassen. Manche derselben waren in früheren Zeiten das ganze Jahr
bezogen und besaßen selbst eine Kirche mit einem Geistlichen, mußten aber schließlich
infolge Holzmangels im Winter aufgegeben werden und dienen jetzt nur mehr der ins Thal
gezogenen Bevölkerung als bäuerliche Sommerfrische zur Zeit des Bergheumahdes. Zu
dieser Gattung von verlassenen Alpendörfern gehört z. B. Bschlabs in Pfafflar, welche
oberinnthalische Ortschaft bis auf wenige Höfe verödet ist, während Plangeros im Pitzthal
aus gleichem Grunde in Kurzem einem ähnlichen Schicksal entgegenzugehen droht.
Das tirolische Bauernhaus ist, was Bauart, Größe und Bequemlichkeit anbelangt,
sehr verschieden, so daß es schwer wird, die abweichenden Typen zu einem halbwegs
einheitlichen Bilde zu vereinigen. Trotzdem ist im Großen und Ganzen die Vertheilung
der Räumlichkeiten und deren Einrichtung, weil aus dem gleichen Bedürfniß hervor
gegangen, ziemlich dieselbe, so daß man, besonders wenn man untergeordnete Verschieden
heiten des ober- und unterinnthalischen, sowie des etschländischen (vinstgauischeu) Hauses
festhält, gut von einem tirolischen sprechen kann.
Die ältesten Häuser befinden sich in Dux und Pflersch, die schönsten im Unterinn
thal. Daselbst trifft man auch, besonders in der Thalebene, zweistöckige Häuser, während
sie sonst fast durchwegs einstöckig sind.
Die am häufigsten vorkommende Form des tirolischen Bauernhauses ist jene, bei
welcher es der seine Front zuspitzeude Giebel gewissermaßen in zwei Hälften theilt.
Die eine meist bis zum Beginn des einen Dachflügels hinauf gemauerte Hälfte
enthält die Wohnungen, nämlich Stube, Küche und Kammern, die andere hat nur einen