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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

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„Ich gehe nicht um deinetwillen hier vorüber, abscheuliches Geschöpf, sondern nur um 
keinen Umweg machen zu müssen". Eine andere, wilden Inhalts, von der Eifersucht 
eingegeben, beginnt: 
0 eamavacla, tratta <tn toatsllo, 
I,L ins iriovosu ILsseinela stars 
8s no, U 'n tasea ini ZK' Iio 'n de! eortello 
1 In so Innig, ti kar-i treinare. 
In der Tasche trage ich blank und neu 
Ein Messer — und zittre Du! 
Brich nicht, Kamerade, die Brudertren 
Und laß mir mein Mädchen in Ruh! 
Liebeslieder mit Anruf an die Blumen, wie es z. B. die toscanischen Stornelli 
sind, finden sich auch hier. Die Liebenden reden sich niit Blumennamen an, besonders mit 
Rose, mit Lilie, mit Nelke, mit dem bescheidenen Veilchen oder wenigstens niit dem 
allgemeinen Worte „Blume" überhaupt, wie z. B. del tiors, canciiclo tioro, tior <ti 
dslle^a n. s. w. Im Tesinothal erschien der junge Liebhaber, begleitet von einem ver 
trauten Freunde mit der Zither, in der Nacht vor den Fenstern der Schonen und stimmte 
ein Lied nlla pastora an. Den Tag darauf erkundigte er sich, ob das Stündchen von der 
Familie, der das Mädchen angehörte, gut ausgenommen worden sei. 
Oder auch, wenn der to8o (Bursche) die tosa (Mädchen) auf dem Wege traf, hielt 
er sie an und flüsterte ihr, indem er sich mit einem Blumenstrüußchen näherte, zu: 
Onesto tior ebo per amor vel llono, 
^«Mttslo per ariior ctis 'I e 'I eor iriio: 
Ui elis vs Io clago, 
8o coins elis stago, 
1 vu, elis 'I rihsvs 
LIis risposta ms cle? 
und sie erwiederte: 
la risposta In s bslla e bona, 
^tzhstto i üori, ma non la persona; 
oder: 
1a risposta la s bella s bona, 
Ghetto I llorl s aneor pü la persona. 
Liebend reich ich Euch die Blume, 
Nehmt sie liebend als mein Herz! 
Ich weiß was ich denke, 
Wenn ichs verschenke. 
Und wie steht Euer Sinn, 
Holde Empfängerin? 
Willst du offne Antwort denn, so hör': 
Die Blume nehm ich, den Geber nimmermehr! 
Willst du offne Antwort denn, so hör': 
Die Blume will ich, den Geber noch viel mehr! 
Übrigens ist das Lied nlla xaskora oder das Ständchen, welches noch vor dreißig 
Jahren so allgemein war, jetzt nur mehr selten und meistens scherzweise im Gebrauch. 
Man hatte ferner Balladen, mehr oder weniger lange Gesänge, welche vom Volk, 
das so fest an dem Alten hängt, beim Tanze des Salterello oder der Monferrina, 
wie anderswo der Furlana u. s. w., gesungen wurden. Die alten Weiber sangen bei 
Zitherspiel, während die jungen Burschen und Mädchen in dem sogenannten lilo (Spinn 
räume, ein Zimmer oder ein Stall) tanzten. 
Im Alter von zwanzig Jahren müssen die zum Wehrdienst berufenen jungen 
Leute die Heimat verlassen und von ihren Geliebten Abschied nehmen, um znm
	        
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