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entlarvt und der Tyrann überwunden wird. Unter den Hausurkunden verwahrt man
dort in den verborgensten Fächern mit ängstlicher Sorgfalt die von den Ahnen
gespielten Rollen als theures
Andenken, und mancher Greis
sagt im Familienkreis oder
vor einer Gesellschaft von
Bekannten eine nicht enden
wollende Reihe von Versen,
z. B. „Die Judith" oder „Den
wiedererkannten Josef" von
Metastasio ganz und auswendig
her, ohne auch nur eine Silbe
zu fehlen, und aus seinem Blick
strahlt wonnige Freude, wenn
er erzählt, daß er die Bühne
bestiegen habe.
Aber auch die weltliche
Schauspielerkunst wurde jeder
zeit im italienischenLandestheil
gepflegt. Unter dem pracht
liebenden Cardinal Bernard
Cles und unter dem Fürst
bischof Christoph Madruzzo
sah Trient statt der geistlichen,
weltliche Schauspiele, Luftge
fechte, Scheinschlachten u. s. w.
und im glänzenden Schloß del
Buon Consiglio war der fürst
bischöfliche Hofstaat öfters bei
der Aufführung von Lustspielen
zugegen. Schon aus Anlaß
der feierlichen Inthronisation
Grabstein des Lustigmachers Ser Paolo. Bernard CK'2 Ll P-
tember 1514) wurden prunk
volle Feste gefeiert, die uns Giano Pirro Pincio mit überschwänglicher Ausführlichkeit
beschrieben hat. Unter den Unterhaltungen, welche vor und nach dem Festessen für