MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

354 
Ennebergs zu ü, also ennebergisch lü (tu), plü (plus), sü (susum), äür (ckurum), seüi- 
(ob-sourum). 
Schon auv diesen nur skizzenhaft angedeuteten Erscheinungen auf dem Gebiete 
des Vocalismus im Ladinischen kann man den Mangel gemeinladinischer Lautgesetze 
ersehen; die lautlichen Sprach Verhältnisse wechseln meist von Thal zu Thal, finden aber 
trotzdem ihre besondere Erklärung in den speciellen phonetischen Lautregeln, welche mit 
großer Strenge von allen einzelnen Mundarten beobachtet werden. Bezüglich des Konso 
nantismus erwähnen wir vor Allem die dem Französischen und Proven^alischen gemeinsame 
Palatalisirung des romanischen ca, ^ als eines der wichtigsten Unterscheidungskriterien 
zwischen dem Ladinischen und Italienischen, doch sind die einzelnen Abstufungen der 
Palatalisirung (elua, ssia; eia, ^a, a) wieder verschieden nach den einzelnen Thälern und 
ist in der Regel im Ladinischen der palatale Laut auf den betonten Vocal beschränkt, 
während im Französischen die Betonung bekanntlich hierbei nicht in Betracht kommt: für 
Tirol haben wir ea -- alua in Nonsberg, Vigo, Gröden, Enneberg, Buchenstem, daher 
ciincbergisch ekilasa (easa), elüar (earrus), ckliar (earnoiu und oarum); ea — eia in 
Oberfassa und Ampezzo, dagegen ea ----- ea in Sulzberg durch italienischen Einfluß; 
lateinisch * ssatlus ergibt Amt, in Nonsberg, Vigo, Oberfassa, Gröden, Enneberg (doch )-s! 
im nördlichen Theile), Buchenstem, Lato in Ampezzo und ^at in Sulzberg; lateinisch 
paoare heißt paie in Enneberg und Buchenstem, paiä in Gröden, paiar in Nonsberg, 
paer in Oberfassa, pa-ü in Ampezzo und paZchr in Sulzberg; in Graubünden und theil- 
weise in Nonsberg erstreckt sich die Palatalisirung auch auf au, eoa wie in Nonsberg 
elnurat (Kurat). Palatalisirung im Auslaut wie tnüeki und koaeli in Nonsberg ist lom 
bardischer Einfluß, während in den Pluralia kuak (koai), sank (saeci), säali (swai) von 
Enneberg der Palatallaut durch Verquickung des morphologischen i mit e entstanden ist 
Ein weiteres charakteristisches Merkmal der ladinischen Idiome im Gegensatz zum Ita 
lienischen ist die Erhaltung des 1 in den Gruppen al, xl, pl, pH th daher ennebergisch 
tlo (elavis, Assimilirung), sslaein und cklaoia ( * hinein), plaxu (planum), blastama, 
llamn; mehr oder weniger italienischen Einfluß haben Sulzberg: eliiak, dagegen xl-md, 
plöu, llümo; Vigo: Iriük, Aiüeio, piaü, binstamar, Kümo; Oberfassa: lciak, ^äoio, piaü. 
liamo; Colle santa Lucia: eliiak, ^as, plan, liäma; Ampezzo: cma, La^o, piaü, tlümn. 
In Graubünden und Friaul sind die Verbindungen fast durchgehends rein. 
Es erübrigt uns nur noch ein Wort über Volksdichtung des ladinischen Theiles 
Tirols zu sagen. Leider ist in dieser Hinsicht fast nur Negatives zu verzeichnen, und zwar 
aus einem ganz natürlichen Grunde. Die Volkspoesie ist das naiv-objective Product 
poetischer Eindrücke ans eine bestimmte Gesammtheit, die durch Sprache, Abstammung, 
Sitten und Nationalität znsammengehalten wird; die Volkspoesie kann nur dort gedeihen,'
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.