MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

Rheinthal und an den See führt, haben sich „Straßendörfer" entwickelt; ihr Stamm ist 
stark in die Länge gezogen, treibt aber oft nach rechts und links Äste und Zweige. Das 
größte Wesen dieser Art ist Dornbirn. Auch Ortschaften, die von der gegenwärtigen 
Hauptstraße abliegen, gehören hieher; so z. B. Ludesch, das im Volksmund den bezeichnen 
den Ramen „dav lange Dorf" führt. Häufig schart sich eine Anzahl Häuser, oft nur 
wenige, in der Nähe der Kirche zusammen und umschließt einen Platz, der manchmal „Hof" 
genannt wird; man denke an Schwarzenberg und Lingenau! Auch Schruns, St. Gallen- 
krrch und Gaschurn haben solche Ringe, und nicht vergessen wollen wir den Dorfplatz von 
Gurtipohl, der so eigenthümlich von Häusern und „Schermen" umfriedet ist. Von diesem 
Mittelpunkt der Gemeinden abgesehen, vertheilen sich die Häuser in mehr oder weniger 
weit auseinandergerückte Weiler oder bedecken als Einzelhöfe die Vorsprünge und 
Abhänge des Gebirges. Während im Hinteren Bregenzerwald „inner den Stiegeln" 
geschlossene Dörfer vorwalten, lagern im Vorderwald und in den Walserthälern, an 
den Halden des Sulzbergs und auf den Gehängen über Schruns und Tschagguns die 
Gehöfte zerstreut. 
Von den Häusern wollen wir nur wenige Typen hervorheben. Wenn wir das 
Bregenzerwälderhaus zuerst erwähnen, so geschieht es, weil im Walde die stattlichsten 
Gebäude ragen. „Dian sollte nicht denken", schrieb vor fast einem halben Jahrhundert 
Vater Steub, „daß zwischen hölzernen Häusern ein solcher Abstand sein könnte, wie zwischen 
den Hütten in Dux und den Palästen im Bregenzerwald." Vor seinem Geiste standen da 
wohl die zweistöckigen im schuppigen Schindelpanzer prangenden Gehöfte der lachenden 
Flur von Andelsbuch. Diese vertreten aber nicht die einheimische Bauweise, sondern sind 
durch fremde Einflüsse in unfern Zeiten entstanden. Viel traulicher spricht uns jenes 
Haus an, das noch in edler Einfachheit besonders in den Hinteren Dörfern von Bezan bis 
-Lchoppernau gefunden wird. Auf gemauerter Grundlage erhebt sich der einstöckige Bau 
aus behauenen Blöcken mit sanftanlausendem, weit ausladendem und steinbeschwertem 
Schindeldach. An einer, manchmal auch an beiden Langseiten zieht ein „Schopf" hin, 
eine Vorhalle, die durch eine Brustwehr und mehrere Säulen, welche die „Laube" tragen, 
gegen außen abgegrenzt wird. Ein solcher Schopf ist das eigentliche Merkmal des Wälder- 
hanses; er dient im Sommer als Speise- und Sprechsaal und manche Stickerin sitzt den 
größten Theil des Tages dort. Durch ihn tritt man auch in das Haus. An älteren 
Häusern sieht man noch dunkle Bemalung, Sprüche und Jahrzahlen, aber auch von ihnen 
wurden viele mit einem Schindelpanzer bekleidet. Vom Eingang gelangen wir in die 
Küche und von ihr in die Stube und den G«chen. Im ersten Stockwerk sind außer der 
Laube noch Kammer, Hinterkammer und Dille untergebracht. Die Stallung liegt unter 
demselben Dach wie das Haus. Dies ist auch beim Rheinthaler Hause der Fall, dessen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.