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und der seiner Form nach dem Ausschnitt entsprechende, aber schmälere und von dcr
„Brisnestel". die durch die zahlreichen Haften des Mieders im Zickzack gezogen ist. fest
gehaltene Schild des „Brusttuchs". An den Hals schmiegen sich ein sammtener mit
Moireband gesäumter Kragen, das „Lible". und ein Atlashalstnch. Der große schwarz
seidene Schurz verhüllt den Rock selbst hinten schier völlig. Auch der „Glöcklitschopa" hat
um den Hals und vorn, wo er weiter offen steht als das Mieder, jene feine abgesteppte
Bandeinfassung, liegt übrigens enge an. reicht so weit nach abwärts als das Mieder
und bildet zu unterst am Rücken drei Falten, „Glöckle" genannt. Die Stickereien der
Umschläge der Tschopenärmel. der sammtenen Schürzenbänder und des „Brusttuchs"
bilden den Glanz des kostspieligen Anzugs. Die rothen Strümpfe stecken in „Ringgen
schuhen" mit silbernen Schnallen. An Festtagen trägt man die stattliche Pelzkappe, an
Sonntagen das „Mäßle", eine Art hoher, oben stark ausgeweiteter Cylinder ohne
Kräinpe. In der „Trauer" hüllte sich auch hier noch vor drei Jahrzehnten das Haupt in
weiße Tücher und darüber setzte man einen niederen breitkrämpigen Männerhut; das
nannte man „Sturz und Stuha". Bei festlichen Umzügen schmückt sich die Jungfrau in
der „Außerfratte" mit dem „Schäppele". in der „Jnnersratte" mit dem Kranz. Der
Lchäppel wird in Schruns mit einem rothen Tafftband befestigt, dessen Masche unter den
über den Rücken hängenden breit geflochtenen Zöpfen liegt. An diese werden die „Zopf-
schnure", breite gestickte Sammtbänder gehängt, die so durch das Schürzenband lausen,
daß sie einerseits bis zur Mitte des Rocks flattern, anderseits mit ihrem Ende bis an
dessen Saum reichen. Der „Tschopen" fehlt bei solcher Gelegenheit. Die Arme hüllen sich
lediglich in die weiten, langen Ärmel des schneeweißen Hemdes; an das „Lible" aber
werden die schmalen, in Stoff und Stickerei den Zopfschnüren entsprechenden „Lible-
bänder" gehängt, die unter den Armen durchlaufen. Einfacher ist der Putz in den meisten
anderen Gemeinden. Die Bürgerfrau beschwerte ihr Haupt vor sechzig Jahren noch mit
der golden gleißenden Radhaube.
Das Volksleben bietet anderwärts oft ein viel farbenprächtigeres Bild, doch
begegnen uns auch hier eigen geartete Züge, die freilich je länger, je mehr verbleichen.
Das Kind wird nach seiner Geburt so schnell als möglich und stets in der Kirche getauft.
Tahin trägt es entweder der Vater oder die Hebamme, auch wohl die „Gotta" (Pathin),
welche ihre Würde mit einem männlichen Partner, dem „Götti" theilt. Im „Walde"
gehen der „Götte" und das „Gottle" mit der Wehmutter und dem Kinde nach der Taufe
ms Wirthshaus; jener zahlt die Zeche. Ähnlich ist es in Mittelberg. In Blumenegg
werden die Patheu im Hause der Eltern des? Täuflings bewirthet. Auf dem Tannberg
legen die Gevattern je eine durchlöcherte Silbermüuze. durch welche ein rothes Band
gezogen ist. unter das Kissen. In Mittelberg wird ein Geldgeschenk gleichfalls in den