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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

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italienischer Vulgürsprache in Wälschtirol wenigstens bis beiläufig in die Hälfte des 
XIII. Jahrhunderts znrückgereicht haben dürften, das ist in jene Zeit zurück, in welcher 
die echt italienischen Mundarten beinahe gleichzeitig in Nord-, Süd- und Mittel-Italien 
die Oberhand gewannen. 
Die Erfindung der Bnchdruckerkunst war auch in Tirol der Wiederbelebung des 
geistigen Lebens in hohem Maße förderlich und es gebührt der alten Bischofstadt Trient 
die Ehre, nicht blos in Tirol, sondern in ganz Österreich die erste Buchdruckerei besessen zu 
haben. Kaum war ein Vierteljahrhundert seit derErfindnng der Bnchdruckerkunst verflossen, 
als in Trient (1475), und zwar unter der Regierung des Fürstbischofs Johann IV. von 
Hinderbach (1465 bis 1486), des großenGönners und Beschützers der Gelehrten, von Albert 
Kunne von Dnderstadt eine Druckerei errichtet wurde. Später, im Jahre 1558, errichtete 
der jüdische Arzt Giacobbe Marcaria in Riva am Gardasee eine Druckerei, aus welcher 
eine Reihe hebräischer Werke hervorgegangen ist, und zwanzig Jahre darauf erhielt auch 
das Städtchen Arco durch den Typographen Joannes Guettus a Judicharia eine Druckerei. 
Im Jahre 1482 erschien in Trient die „Catinia", ein von Sicco Polentone ans 
Levico in italienischer Vulgärsprache geschriebenes Lustspiel, welches überhaupt für das 
erste in italienischer Sprache geschriebene Lustspiel angesehen wird. Den Namen „Catinia" 
erhielt dieses Stück von dem Spieler der Hauptrolle Catinio, das ist Verkäufer von Spül 
näpfen (eatini). Ein seltsames Product pöbelhafter Plattheit, war dasselbe von dem Ver 
fasser zuerst in lateinischer Prosa unter dem Titel „Lusns Ebriorum" geschrieben worden. 
Sehen wir von zwei lateinischen Dichtern ab, welchen das XV. Jahrhundert Lob 
und Beifall zollte, nämlich Giovanni Lagarino und Nicolö d'Arco, so eröffnet in 
Wälschtirol das XVI. Jahrhundert einer der zahlreichen Nachahmer Petrarca's, der aber 
nicht Laura, sondern eine gewisse Dorothea, Tochter des Grafen Christoph Arz, besang. 
Dieser Dichter war Cristoforo Busetti oder Bucetti von Rallo im Nonsberg, 
Verfasser eines „Canzoniere" (Liederbuches), welches erst iin Jahre 1836 in Mailand 
in Druck gelegt wurde. Gleich Petrarca theilte auch Busetti seinen Canzoniere in vier 
Abschnitte: nämlich in Reime, die in Gegenwart seiner Geliebten geschrieben wurden; in 
solche, die fern von seiner Geliebten entstanden sind; in nach der Rückkehr ins Vaterland 
geschriebene Verse und in solche über verschiedene Gegenstände. Die Verschiedenheit des 
Standes und ihr adelsstolzer Vater legten zuerst Dorothea dem Dichter gegenüber strenge 
Zurückhaltung aus. Allein die Standhaftigkeit trug endlich den Siegespreis davon. Die 
Familie Busetti wurde von Maximilian II. (28. October 1567) in den Adelstand erhoben 
und die Ehe des Dichters mit seiner geliebten Dorothea kam im Jahre 1569 zu Stande. 
Nicht so sehr um seiner Form willen als wegen seines historischen Inhalts ver 
dient das Gedicht von Pier Andrea Mattioli betitelt: ZI Na^no ?a!a^o cksl darcliiml
	        
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