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Den Besitzstand seines Hauses (Allode) vermehrte er wesentlich durch Einziehung
von Lehen, wie auch durch Kauf von in- und ausländischen Gütern. So erwarb er durch
Kauf die ausgedehnten Allode der Grafen von Peilsteiu bei Melk und die Herrschaft
Raabs mit der berühmten Veste gleichen Namens an der Thaja.
Im Einklänge mit dem materiellen Aufschwünge und der geistigen Blüte Österreichs,
sowie mit der zunehmenden Macht, dem Reichthume und dem Ansehen seines Hauses
beabsichtigte Leopold der Glorreiche ein eigenes Landesbisthum mit dem Sitze in Wien zu
errichten. Die 1207 und 1208 geführten Verhandlungen wurden vom Papste Jnnocenz III.
anfangs wohl günstig ausgenommen, scheiterten aber wahrscheinlich an der Einsprache des
Passauer Bischofs Manegold in Rom.
Die Regierung des Herzogs Friedrich II. des Streitbaren, eines Fürsten voll
Ehrgeiz und Kampfeslust, war gegen die heiteren, glücklichen Jahre seines Vaters eine
stürmische und bewegte. Gleich am Beginne derselben hatte sich der Landadel, mit den
mächtigen Kuenringern an der Spitze, erhoben, deren Vesten Rappottenstein, Aggstein
und Dürr enstein, sowie Weitra und Zwettl die Hauptsitze dieser Bewegung waren. Kämpfe
und Fehden mit den Böhmen und Ungarn, der Bürgerkrieg und die Angriffe der Reichs-
sürsten füllten seine übrige Regierung aus. Da erschienen Fürst und Land oft in harter
Bedrängniß, aber stets erwehrte sich jener seiner Feinde. Der Aufstand des Landadels
wurde unterdrückt und seine Theilnehmer erlitten harte Strafen; die Böhmen und Ungarn
wurden zurückgeworfen und Friedrichs bewährtes Waffenglück brachte selbst in den
kritischesten Momenten des Bürgerkrieges, als er, vom Kaiser geächtet, auf Mödling,
Neustadt und die Veste Starhemberg beschränkt war und namentlich das Viertel unter
dem Manhartsberg und die alte befestigte Grenzstadt Laa vom Böhmenkönig Wenzel schwer
bedrängt wurde, hervorragende Reichsfürsten und den niederösterreichischen Adel wieder
auf seine L-eite, ja die letzten Jahre seiner Regierung zeigen ihn sogar auf der Höhe seiner
Macht und seiner politischen Bedeutung. Im Kampfe des Papstes mit dem Kaiser, wo beide
uni seine Unterstützung sich bewarben, wußte er seine Stellung und seinen Einfluß zu erhöhen
und verlangte von jenem die Errichtung des Wiener Bisthums, von diesem die Königs
würde. Bald jedoch, nachdem diese Verhandlungen sich zerschlagen hatten, ereilte Friedrich
den Streitbaren in der Schlacht an der Leitha gegen die Ungarn der Tod (15. Juni 1246).
Ihn, der noch im blühenden Mannesalter dahingerasft worden war, bestatteten die
Mönche des Cistercienserklosters Heiligenkreuz in der Kapelle ihres Kapitelhauses, wo
seither in stiller Gruft seine Gebeine ruhen. Mit ihm, dem letzten, kinderlos dahin
geschiedenen Babenberger wurden gar viele Hoffnungen und Pläne zu Grabe getragen.
Überall im Lande herrschten tiefe Trauer und Klagen, denn dunkel lagen die Lose im
Schoße einer sturmbewegten Zukunft.
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Seit die Babenberger in die großen Fragen Deutschlands verstrickt waren,
entwickelte sich, namentlich seit 1156, ihre Machtstellung. Durch das Erblichwerden der
markgräflicheu, später herzoglichen Würde und begünstigt durch die Kümpfe der Kaiser
und der Päpste bildete sich, wie in anderen Reichsgebieten, auch in Österreich der Begriff
der Landeshoheit aus, indem allmälig die Bewohner dem unmittelbaren Verbände mit
dem Reichsoberhaupte entzogen und den nunmehr mit dessen Rechten ausgestatteten
Landesfürsten direct unterthan wurden. Während aber die Entwicklung der Landeshoheit
den alten Adel sinken ließ, stieg aus ursprünglich unfreiem Stande ein neuer Adel — die
Die Veste Laa.
Ministerialen — empor, der sich an Macht bald mit jenem früheren Adel messen durfte;
vor Allem das Geschlecht der Kuenringer, der Stifter des Cistercienserklosters Zwettl.
Einer der wirksamsten Factoren der damaligen Culturentwicklung war die Stiftung
von Klöstern, welche als die Mittelpunkte materieller Cultur wie geistigen Lebens und
Schaffens erscheinen. Von ihnen aus verbreitete sich die Bildung unter Adelige nnd
Bürger in nicht unerheblichem Maße, wie dies aus dem Entwicklungsgänge von Kunst
und Wissenschaft zu erweisen ist.
In den Klöstern gab es schon frühzeitig Schulen, sogenannte Kloster- oder äußere
Schulen, wo Söhne des Adels und der Freien im Lesen, Schreiben nnd Rechnen sowie in
der Religion unterrichtet wurden, und innere oder Conventschulen für die Klostergenossen
selbst, denen hier die noch geringen theologischen Kenntnisse gelehrt wurden. Eine der