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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

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einnehmen. Das Gesammtbild behält trotz der so zahlreichen Figuren und ungeachtet der 
Pracht der Gewänder der Mittelgruppe und der warmen Farben der übrigen Gewand- 
siguren die nothwendige Ruhe. Die Figuren selbst, namentlich die Männer zeigen 
individualisirten Gesichtsausdruck, den der Künstler dem damals blühenden Geschlechts 
der Herren von Annaberg entlehnt und in Bezug auf deren Kleidung er auch in der 
Costümirung vielfach sich gehalten haben dürfte. Zum Reichthum der figuralen Darstellung 
stimmt die kräftig gehaltene Landschaft, in welcher wir rechts die Vaterstadt des Meisters 
in ihrer damaligen Gestalt mit den südseitig liegenden Bergen, links ein felsiges, dem 
malerischen Zweck entsprechendes Gebirge erblicken. Scheel, der wie alle bisherigen Meister 
seine Lehr- und Wanderjahre im deutschen Reiche verbrachte, kannte auch alle guten 
deutschen Meister seiner Zeit. Er starb 1554. 
Ein gleichzeitiger, aber in weicheren Formen sich bewegender und sorgfältige Natur 
studien verrathender Meister ist der dem Namen nach noch unbekannte Maler, von welchem 
das einst zu einer Altartafel gehörige Bild des heiligen Sebastian im Meraner 
Fürstenhause stammt. Von besonderem Interesse ist an demselben die Darstellung dieses 
in früherer und späterer Zeit stets mit nacktem, von Pfeilen blutig durchschossenem Körper 
dargestellten Heiligen, welcher hier in vornehmer Kleidung dargestellt ist und dessen Lebens 
ende einfach durch zwei Pfeile angedeutet wird, die der Heilige bedeutsam in seinen Händen 
hält, während der schmerzliche Gesichtsausdrnck desselben hinreichend belehrt, welchem 
Zweck die tödtlichen Pfeile dienen sollten. Ein ebenfalls der Maximilian'schen Zeit 
angehöriger Meister ist Andrä Haller von Brixen, von welchen! das Innsbrucker Museum 
zwei durch kräftiges Colorit sich auszeichnende Altarflügel vom Jahre 1522 besitzt. 
Die in Deutschtirol zur Zeit Maximilians I. allenthalben blühende Kunst deutscher 
Maler faßte auch in italienischem Boden Wurzel. Der dieser Epoche ungehörige, unter dem 
Namen Hieronymus daTrento nicht richtig bezeichneteMeister war, wie der ganze Charakter 
seiner Malerei zeigt, ein Deutscher und wie die Inschrift an dem Bilde selbst „Hieronymus 
pietor in Trient" andeutet, in Trient seßhaft. Das 1502 gemalte, signrenreiche Bild (im 
Museum zu Orient) stellt Christus von Pilatus ansgeliesert vor und verräth schon durch 
die mageren Formen und in der steifen Behandlung der Gewänder den deutschen Meister. 
Einen noch der Maximilian'schen Zeit entstammenden Meister, aber von größerer 
Bedeutung hat Vorarlberg zu verzeichnen. Es ist Wolfgang Hueber, Maler von Feldkirch, 
nachweisbar thütig 1503 bis 1549. Die von ihm gemalte, mit IV II 1521 bezeichnte 
Darstellung der „Kreuzabnahme" in der Pfarrkirche zu Feldkirch verräth einen Meister 
von tiefer Empfindung und großem künstlerischen Geschick in der Composition und Mal 
weise. Die stimmungsvolle Landschaft im Hintergrund macht dem Meister nicht weniger 
Ehre. Außer verschiedenen Holzschnitten sind von diesem, an Dürer erinnernden Künstler
	        
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