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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

Verhältnisse und geistiger Beengung hat Hierlands weder künstlerisches Bedürfniß noch 
künstlerisches Streben je ganz aufgehört, in den Kirchen und am landesfürstlichen Hofe 
fand die Kunst auch in ihrer sonstigen Verlassenheit ein Asyl. 
Von Malern des XVII. Jahrhunderts, welche über die Mittelmäßigkeit hinaus 
ragen, verzeichnen wir den Schüler Palma's, Horatius Giovanelli aus Fleims, der jedoch 
nur im Colorit die Meisterschaft seines Lehrers erreichte, ferner die deutschen Maler Stefan 
Keßler in Brixen, Melchior Stölzl, Michael und Kaspar Waldmann von Innsbruck und 
Ulrich Glandschnigg. Stölzls und Keßlers Werke zeigen noch Reminiscenzen der älteren 
deutschen Meister, dagegen gehören die übrigen ganz der neueren Kunstrichtung an. 
Michael Waldmann, Hofmaler Erzherzog Leopolds zu Innsbruck, that sich im Porträt 
fache hervor> während sein Sohn Kaspar in Kirchen und Profanbauten eine Reihe von 
Deckengemälden ausführte, deren Zeichnung eine sichere Hand verräth und die durch ihr 
lebhaftes Colorit wirken. Ulrich Glandschnigg von Hall, welcher bei Loth in Venedig sich 
bildete, ist der erste Tiroler Maler, welcher das ihm besonders zusagende Gebiet der 
Genremalerei betreten, aber auch bereits mit Geschick und Talent gepflegt hat. Seine 
Vorliebe für genrehafte Darstellung macht sich selbst in seinen Historienbildern bemerkbar. 
Unter Erzherzog Maximilian, wie unter Erzherzog Leopold blühte in Innsbruck 
noch einmal die Erzgießerei. Das Grabmal Erzherzog Maximilians des Deutsch 
meisters (gestorben 1618) steht als Gußwerk geradezu einzig da. Seine in Erz gegossenen 
gewundenen vier Säulen, umrankt von Weinlaubzweigen, welche freistehende Vögel, 
Schmetterlinge und Raupen beleben, würden heute die Kunstfertigkeit des besten Gießers 
in Verlegenheit bringen. Leider ist dieses in der Pfarrkirche zu Innsbruck errichtete Grabmal 
im vorigen Jahrhundert sinnlos zertheilt und zur Verzierung zweier Thüren verwendet 
worden. Ursprünglich trugen die vier um das erzherzogliche Grab gestellten Bronzesäulen 
ein Gebälk und dieses eine in Erz tadellos gegossene Gruppe, darstellend den vor einem 
Marienbilde im Gebet knieenden Erzherzog, über welchen der heilige Georg seine 
schützende Hand legt, während der verderbendrohende Drache machtlos zu seinen Füßen 
sich krümtnt. In dem in Wiener-Neustadt uns erhaltenen Basrelief, dem ersten Entwurf 
zum Grabmal, kniet der Erzherzog vor einem Marienbilde, welches jedoch bei der Aus 
führung wegblieb, da das Grabmal vor einem bereits mit einem solchen Bilde versehenen 
Altar zu stehen kam. Das Grabmal, welches das Streben nach einer neuen Form zeigt, 
ist das Werk des Kaspar Gras, erzherzoglichen Hofbossirers, und des Gießers Heinrich 
Reinhart. Die Wiege des Kaspar Gras stand zwar nicht in Tirol, jedoch die ganze künstlerische 
Entwicklung und Existenz verdankt er diesem Lande und dessen Fürsten. Gras und 
Reinhart sind auch die Meister eines nicht mehr zur Aufstellung gekommenen Monumental 
brunnens mit verschiedenen mythologischen Figuren und des jetzt auf dem Burgplatz zu
	        
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