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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

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bearbeitet der Bauer die ererbte Scholle durchaus mit eigener Kraft. Hier zieht er, wie 
zum Beispiel im Vintschgau, sogar den Pflug, ebenso wie er den Dünger in Körben, die 
erzielte Ernte in Bürden oder Ballen auf dem Rücken zu und abträgt und dabei nicht selten 
Gesundheit und Leben aufs Spiel setzt. Ja es gibt manchenorts so steile Parzellen, daß 
die Leute Steigeisen anlegen müssen, wenn sie ihren Acker bestellen oder ihre Wiese mähen 
wollen. Auf so abschüssigen Lehnen ist es auch nothwendig, die abgepflügte oder von 
Frost und Regengüssen zum Abrutschen gebrachte Erde von Zeit zu Zeit wieder hinanf- 
zuschaffen. Wo ein Zugthier hin- und hergehen kann, wird dieses „Erdschinden" mittelst 
Rolle und Seil, an welch letzterem ein kleines dreiräderiges Truhenwägelchen („Gratten") 
befestigt ist, bewerkstelligt. Unser Bild veranschaulicht ein solches Erdaufbringen („Erd- 
gratteln"), wie es im Pusterthal geübt wird. Wo dies unthunlich ist, ziehen sich die 
Menschen, belastet mit erdegefüllten Rückkörben, zwischen zwei vom oberen Feldrand 
herablaufenden Seilen selbst empor („ aufseilen"), oder es wird einer, der mit seiner Last 
an ein über eine Rolle laufendes Seil gegurtet ist, von zwei abwärtsgehenden Kameraden 
hinaufgezogen. Aber auch auf minder steilen Berggehängen ist die Bearbeitung des häufig 
von steilen Felsen, von Baumwurzeln oder Steingerölle durchsetzten Bodens sehr erschwert 
und selbst im ebenen Thalgrnnd wirthschastet der Gebirgsbewohner lange nicht so bequem 
als sein Berufsgenosse im weiten Flachland. Welche Opfer erheischt nicht die Sicherung 
des Bodens vor der Gewalt der Wildbäche und Bergströme, wie oft erneuern sich nicht 
trotzdem die Überschwemmungs- und Zerstörungsgefahren! Wenn im Frühjahr bei rascher 
Schmelze des Schnees oder im Sommer bei Gewitterregengüssen die Gewässer plötzlich 
und stark anschwellen und im wilden Laufe vom Hochgebirge in die Thäler stürzen, reißen 
sie oft nicht blos Wege und Brücken, sowie Gebäude, sondern auch Felder, Wiesen, Wald 
und Weidegründe fort und überschütten nicht selten ausgedehnte Flüchen meterhoch mit 
Gerölle, Schlamm und Steinblöcken, so daß sie manchmal gar nicht wieder und häufig nur 
mit unsäglicher Mühe und großem Aufwands an Zeit und Kosten der Cultur zurückerobert 
werden können. Ebenso treten in den Niederungen der Thäler die Flüsse bei Hochwasser 
trotz der vorhandenen Uferschutzbauten („Archen") aus ihrem Bett und überfluthen 
zunächst die tiefer gelegenen sogenannten Augründe, setzen mehrfach aber auch weite Strecken 
des angrenzenden Acker- und Wieslandes tagelang unter Wasser, nach dem Ablauf oft 
eine ausgiebige Schicht von Schlamm oder Sand zurücklassend. 
Mehr oder weniger versumpfte Bodenstrecken, sowie moosige Gründe kommen in 
den Tieflagen beinahe aller Thäler, auch der hochgelegenen, in mehreren sogar in beträcht 
licher Ausdehnung vor, z. B. im Ober- und Unterinn-, dann im Zillerthal, im Becken 
von Leermos, in der Umgebung des Brenner- und des Plansees re. Diese können nur 
durch kostspielige Entwässerung oder durch künstliche Erhöhung ihrer Oberfläche verbessert
	        
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