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Burg Obermontan, anderseits durch einen ziemlich ergiebigen Bergbau im XV. Jahr
hundert, woher die Kapelle St. Maria in der Schmelz ihren Namen trägt.
Nun beginnt das Gebiet der stolzen Burgen und Ruinen des Etschthals. Vor Allem
fesseln da unseren Blick die zur Linken auf einem Felsen gelegenen, epheunmrankten mächtigen
Trümmer von Kastelbell, früher eines der prächtigsten Schlösser des Landes, jetzt eine der
schönsten Ruinen desselben; am Fuße erreicht der Weinbau bereits eine tonangebende Aus
dehnung und mit ihm tritt ein neues südliches Vegetationsbild in voller Schönheit hervor.
Am Eingang ins Schnalserthal liegt das Örtchen Staben mit dem Juwel der tirolischen
Burgen, dem malerisch auf einem Felsen thronenden rebenumrankten Schlosse Juv al, auf
der einen Seite ins schaurige Felsenthor des Schnalserthals, auf der anderen auf die
blühenden ewig lachenden Gefilde des Burggrafenamtes herniederblickend, ein Landschafts
bild von höchster Würde! Vor uns breitet sich das stattliche Naturns aus, weit überragt von
dem Schlosse Hochnaturns; unterhalb schließt der Felsenriegel der Töll das Vintschgau;
die Etsch fällt rasch in die Thalflur von Meran ab und erreicht das eigentliche obere
Etschthal — schon an seinem Beginn ein wahrer „Naturpark". Meran, das römische
Maja, im XIII. Jahrhundert als korurn insranuin erwähnt, der Hauptort des Mutter-
ländchens Tirol und bis zum Jahre 1490 dieses Landes Haupt- und Residenzstadt,
gilt wegen seiner prächtigen Lage und seines milden Klimas als Curort ersten Ranges.
Ist es dem Kranken die milde Luft, die Traubencur, das köstliche Obst, die Molke oder was
immer er sucht, so ergötzen den Gesunden die prächtige Aussicht vom Pfarrthurm aus,
die alte landesfürstliche Burg aus dem XV. Jahrhundert mit ihrem Kaiserzimmer und
ihren Knnstschätzen, die Parkanlagen mit ihrem subtropischen Pflanzenwuchs und vor
Allem der reiche Kranz der herrlichsten Ausflüge inmitten einer malerischen Umgebung
freundlicher Hügel, mächtiger Berge und hesperischer Thalgründe. Da locken die Zeno
burg, die Geburtsstätte der Margaretha Maultasch, und das Schloß Lebenberg, das durch
Lentners Chronik zu neuem Leben erwacht ist; vor Allem berühmt ragt in luftiger
Höhe das Schloß Tirol, welches dem Lande den Namen gegeben und dessen Garten das
ganze ihm zu Füßen liegende Etschland ist: vorne der Laurin-Rosengarten, weiter unten
die Erdpyramiden und das Dorf Tirol, der Küchelberg, nebenan die Schlösser Tnrnstein,
Josefsberg und Auer, die Ruine Grumenberg und wie sie alle heißen mögen, diese Zierden
des Thals, bis hinab an den Fuß der Mendel und hinan an die Fleimser Dolomitenwand
und hinauf an die Eisnadel der Orgelspitze. Es ist unmöglich, auch nur der Namen aller
der Burgen, Ruinen und Villen zu gedenken, die sich hier zeigen; nur des Schlosses
Schönna mit der prachtvollen gothischen Grabkapelle des Erzherzogs Johann sei noch
Erwähnung gethan, und des Schlosses Trauttmansdorff, umgeben von einer ganz
feenhaften Tropenvegetation. Der Mineraloge aber zieht in die Naif, um dort seine Jaspise