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der Städte (Bozener Frühkirsche), Pfirsiche und Reineclauden in den Weingartenlagen
gezogen. Im unteren Etschthal sind als Hauptgebiete jenevon Trient und Rovereto, sowiejene
von Mezzolombardo, Lavis und Mori zu bezeichnen, und werden in diesen Gebieten nament
lich Birnen, doch auch Äpfel und in ziemlich bedeutender Ausdehnung Kirschen, zum großen
Theil großfriichtige, hartfleischige Sorten gezogen, die einen gewissen Ruf erlangt haben.
Auch in dem oberen Etschthal, dem Vintschgau, ist der Obstbau noch ziemlich aus
gebreitet, namentlich bis zur Laaserhöhe bei Schlanders, und producirt dieser Theil noch
feineres Tafelobst, Kastanien und Nüsse, besonders aber sind die in großer Ausdehnung
cultivirten Marillen eine Specialität dieses Thals geworden.
Andere sehr hervorragende Obstgebiete, in welchen die Obstcultur in den letzten
Decennien große Fortschritte gemacht hat, sind jene des Eisackthals (Klausen-Brixen),
ferner namentlich das Nonsthal, auch das Sugana-, Avisio- und Sarcathal, letzteres mit
dem Gebiete am Gardasee. Außer durch Kern- und Steinobst sind diese drei Gebiete
durch die dort gezogenen Kastanien und das Gebiet des Gardasees durch seine Oliven
wälder bekannt. Auch das Innthal bildet ein ziemlich ausgedehntes Obstgebiet und werden
dort hauptsächlich Kirschen, Zwetschken, Äpfel, Birnen und theilweise Marillen gezogen.
Die große wirthschastliche Bedeutung des Obstbaues in Tirol und speciell in Süd
tirol illustrirt sich wohl am besten durch Zahlen. Tirol producirt, Kastanien und)Nüsse
einbezogen, im Durchschnitt rund 146.200 Metercentner Obst; davon entfallen auf den
deutschsprachigen Landestheil etwa 100.000 Metercentner, auf den italienischsprachigen
der Rest, das ist 46.200 Metercentner. Der Gesammtobstexport Dentschtirols beziffert
sich auf etwa 85.000 Metercentner, an welcher Zahl Nordtirol etwa mit 5000 Meter
centner betheiligt ist. Während jedoch noch im Jahre 1870 von Bozen aus 4000 Kisten
weiße Rosmarinäpfel, 2500 Kisten rothe und Halbweiße Rosmarinäpsel, Edelrothe,
Böhmer und Mantuaner und etwa 5000 Kisten von den übrigen Äpfelsorten in den
Handel kamen, ging der Export und die Nachfrage nach hochfeiner Waare bis in das
Jahr 1888 ans. 4000 Kisten ü 55 bis 60 Kilogramm zurück, dagegen steigerte sich der
Versandt von Obst mittlerer Qualität. Auch bezüglich der Preise muß in der obigen Periode
ein Rückgang verzeichnet werden; 1870 zahlte man für die Original-Bozener ganze Kiste
weißer Rosmarinäpfel (circa 450 bis 500 Stück enthaltend) 40 fl., in den letztvergangenen
Jahren nurmehr 24 bis 28 fl.; die Preise für mittelfeine Waare (sogenannte Faßwaare)
können mit acht bis zehn Kreuzer für das Kilogramm angenommen werden. Erscheint die
Production Südtirols auch im Ganzen nicht sehr hoch, so ist dabei jedoch zu bedenken,
daß dieses Obst in einem relativ kleinen Gebiet producirt wird, und da es meist feines oder
doch mittelfeines Obst ist, immerhin einen bedeutenden Werth repräsentirt, welchen man
gewiß mit circa 700.000 fl. annehmen kann.