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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

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Tisenser Mittelgebirges, aus dessen üppiger Vegetation sich zahlreiche Schlösser und Ruinen 
abheben; bald erfreuen den Wanderer prächtige Wasserfälle, bald wieder alterthnmliche 
Burgen, wie Moos und Wolssthurm, vor allen Schloß Neuhaus, der Lieblingsanfenthalt 
der Margaretha Maultasch, nach welcher es auch im Volke den Namen Manltasch erhalten 
hat; inmitten reicher Gärten des edelsten Weines ist das freundliche Dörfchen Terlan 
hingebreitet. 
Immer neue Burgen und Ruinen erscheinen aus rebenumrankten, purpurnen 
Porphyrfelsen: hier Missian und Hocheppan, die Wart und die Altenburg, dort die 
Häusergruppe Siebeneich mit prächtigem Hintergründe; es erscheint die Ruine Greifenstein, 
weit drüben ragen die Wände des Rosengarten und der Roßzähne, Joch Grimm und 
Schwarzhorn hoch empor und in einem Obst- und Weingarten eingebettet liegt die Villen 
stadt Gries, der aufstrebende Weltcurort; rechts breitet sich Überetsch mit dem nach Süden 
gelegenen Hauptorte Kaltern aus, und nachdem die ans dem Sarnthale kommende Talfer 
auf luftiger Brücke übersetzt ist, erreichen wir, das am Guntschnaberg zauberisch gelegene 
Schloß Rafenstein links liegen lassend, Bozen. In weiter Ferne grüßt uns die zackige 
Krone der Dolomiten, vor Allem der Schlern und der Rosengarten, jenseits der Eisack 
erblickt man den herrlich gelegenen Calvarienberg und das Schloß Kühbach — ein Bild, 
schön und bezaubernd wie wenige seiner Art. 
Das Ortlermassiv, von welchem blos der östliche Theil auf Tiroler Boden steht, 
nimmt in Bezug auf seine außerordentliche Gipfelerhebung unter allen Gebirgsstöcken 
Tirols sowie ganz Österreichs den ersten Rang ein, und wenn es auch in der mittleren 
Kammhöhe und in der Anzahl mächtiger firngekrönter Spitzen und seiner Gletscher hinter 
der benachbarten Ötzthalergruppe zurücksteht, einzig steht es da in der Formvollendung 
und Mannigfaltigkeit seines Gipfelaufbanes, welcher sich auf dem Schiefer des Massivs 
in Pyramidenformen und auf den Dolomitmassen des Gebirgsstockes in wilden, zerrissenen 
Gräten charakterisirt. Es wird im Norden von dem Suldenthal eingeschnitten, dessen 
letzter geschlossener Ort St. Gertrud ist, wo den Hochalpinisten das Führercorps des Ortler 
erwartet, ein Ort inmitten grünender Alpenmatten, über denen die Felsen und Gletscher- 
drohend herniederhängen und einen Gletscherkamm bilden, dessen Nadeln hoch in die Lüfte 
ragen. Als die höchste Spitze erhebt der Ortler (3.905 Meter) sein weißes Haupt in den 
Äther; ihm zunächst prangt als zweithöchste Spitze Österreichs die durch den Monte Zebru 
(3.706 Meter) vom ersteren getrennte unvergleichlich prächtige Pyramide der Königsspitze 
(3.854 Meter); als dritte ragt aus dem ungeheuren Firnmeere die dreizinkige Marmor 
spitze des Monte Cevedale (3.761 Meter) fast aus dem Mittelpunkt der ganzen Ortler- 
kette empor, vieler anderer herrlicher Eissäulen, wie der Schöntausspitze (3.319 Meter), 
des Schrötterhorn (3.369 Meter) und der Suldenspitze (3.385 Meter) nicht zu gedenken!
	        
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