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manne bei den sonstigen schweren Anforderungen der Übergangs- und Neuzeit, schließlich
fast zur Unmöglichkeit wurde. Weiter verdarb man schier systematisch dem Volke die nach
haltige Lust am Theater. Gewissenlose oder platterdings unfähige Leiter der designirten
„Volksbühnen" speculirten allzusehr auf die Toleranz oder Urteilslosigkeit ihres gut- und
langmüthigen Publicums und fütterten dasselbe mit abgestandenen Gerichten, nichts
nutzigen „Charaktergemälden", schalen Possen und absurdem Rührbrei, welches geschmack
lose, fade Gemisch sie zuweilen durch etliche windige Gaukeleien, die gewissen „leichten
Einlaß ins Burgtheater.
Anreizungen", getrillerten Klingklang, grelle Esfectbrocken oder überpfefserte soi-ckisarck
„Pikanterien" mundgerecht oder Plausibel zu machen suchten. Das verdroß denn doch
auf die Länge der Dauer die Genarrten, sie scheuten die zugemutheten Opfer an Geld und
Zeit, und man blieb von den populärsten Stätten der dramatischen Muse einfach fort..
Wohin wendete sich das des Theaters überdrüßige Volk, nm nach des Tages Mühe,
nach gethaner Arbeit sich zu ergötzen, die Abende zu verkürzen, die angehänften Sorgen für
eine knappe Frist zu bannen und überhaupt um sich zu „zerstreuen", für alles Kommende
zu wappnen und sich heiter zu stimmen? Man drängte es ja förmlich nach anderwärts, und
so ging es dorthin, wo es schon einmal vor vielen Jahren war und wo auch Vater und
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