MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, 1. Abtheilung: Wien

294 
des größten Consums im Sommer und mit 60.000 Kubikmeter täglich für die kältere 
Jahreszeit festgestellt und wurden diese Ziffern auch als Basis für das Hochquellenproject 
angenommen. Schon bei der Aufstellung dieses Projectes wurden von vielen Seiten über 
die Ergiebigkeit der Hochquellen zur ungünstigen Jahreszeit Zweifel geäußert, aber diese 
Bedenken wurden in der Hoffnung, den Zufluß durch Unterfahrung der Quellen zu 
verniehren, und im Hinblick auf die unvergleichliche Qualität des Wassers, welche mit 
Recht in den Vordergrund gestellt wurde, unterdrückt. 
Diese Hoffnung ging allerdings nicht in Erfüllung; schon in den ersten Jahren 
nach der Eröffnung der Kaiser Franz Joseph-Wasserleitung zeigte sich die außerordentlich 
schwankende Natur der Hochquellen, die Ergiebigkeit sank zu gewissen Perioden bis auf 
25.000 Cubikmeter, also unter die Hälfte des präliminirten Minimums herab, die 
Ferdinands-Wasserleitung mußte wieder in Betrieb gesetzt werden und der Wassermangel 
stand wieder ans der Tagesordnung, obwohl lange noch nicht alle Häuser mit Wasser 
dotirt waren. 
Die Unbeständigkeit der Hochquellen ist übrigens keine vereinzelte Erscheinung, sie 
ist vielmehr in der Natur dieser Quellen, welchen die Meteorwüsser auf kurzen Wegen 
zufließen, ohne ein wirksames Aufspeicherungsgebiet zu durchsetzen, begründet, und es haben 
auch andere Städte, welche ähnliche Quellen benützen, zu einer Ergänzung ihrer Wasser 
leitungen sich entschließen müssen. Unter diesen Verhältnissen mußte der Commune Wien 
der Vorschlag, den Abgang der Hochquellen aus dem unterirdischen Qnellwasser zu ersetzen, 
welches durch das Schwarzathal dem Steinfelde zusließt, willkommen sein, und es wurde 
im Juni 1878 der Bau eines Wasserwerkes bei Pottschach zur Ergänzung der Hochquellen- 
leitnng beschlossen und in der unglaublich kurzen Zeit von sechs Monaten ausgeführt. 
Das Pottschacher Wasserwerk, dessen Wasser demjenigen des Kaiserbrunnens an Güte 
nahekommt und jenes der Stixensteinerquelle übertrifft, besteht aus einer Anzahl großer 
Brunnen, aus deren Tiefe das Wasser durch Dampfmaschinen angesaugt und in einer 
Druckleitung dem nahe gelegenen Hochquellenaquäducte zugeführt wird. Das Wasserwerk 
ist nur während eines Theiles des Jahres, je nach Bedarf, in Betrieb; seine Leistungs 
fähigkeit ist ans 17.000 Cubikmeter in 24 Stunden berechnet, kann jedoch durch Ver 
größerung der Anlage auf das Doppelte gesteigert werden. 
Obwohl das Pottschacher Wasserwerk die Stadt in den Zeiten der Noth wiederholt 
vor einer ernsten Calamität bewahrt hat und mit der beabsichtigten Erweiterung desselben 
die Wasserversorgung von Wien für die Gegenwart als abgeschlossen betrachtet werden 
könnte, so fordert bereits die Zukunft ihre Rechte und es tritt die gebieterische Pflicht, auch 
der Vororte zu gedenken, als neue Aufgabe an die Hochquellenleitnng heran. Glücklicher 
weise bieten sich für die Lösung dieser Aufgabe verschiedene Möglichkeiten, denn darin
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.