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schon ziemlich vorgeschritten, aber freilich noch lange nicht mit England nnd kaum mit
Frankreich oder dem deutschen Reiche zu vergleichen. Betrachten wir einmal die zehn
Bezirke von Wien und die angrenzenden Vorortegemeinden unter diesem Gesichtspunkte,
so finden wir zunächst in der inneren Stadt die Industrie fast gar nicht vertreten; hier
herrscht der Geld- und Effektenhandel, das Credit- und Bankwesen vor, daneben bestehen m
ansehnlicher Menge nur Buchdruckereien, welche im I. Bezirk ihren Hauptsttz haben, dann
Wäsche- und Kleiderconfectionsgeschäfte, die aber weit mehr Handlungen als Erzeugnngs-
gewerbe sind und ihre Arbeiter meist auswärts in den Vororten oder ans dem Lande
beschäftigen. Der II. Bezirk, Leopoldstadt, vereinigt den Produktenhandel; von Industrien
Die Schiffmühlen am Donaustrom.
ist die Dampfmüllerei bedeutend nnd die Schifsmüllerei an der Donau sehr 'bemerkens-
werth. Die folgenden drei Bezirke könnte man die eisernen nennen; Landstraße hat die
größten Maschinenfabriken, Wieden und Margarethen die zahlreichsten Eisen- und
Metallwaarenfabriken. Daneben ist im III. Bezirk die Industrie in Nahrungs- nnd Genuß
mitteln hervorzuheben (Schlachthaus, Bierbrauerei zu St. Marx) und die Tabakfabncatwn,
inr IV. nnd V. Bezirke die Clavierfabrieation. Der VII. und VIII. Bezirk, Manahilf und
Neubau, sind unter den Stadtbezirken weitaus die industriereichsten; in ersterem herrscht die
Stofsweberei und Färberei, dann die Drechslerei und Meerschaunundnstrre, rn letzterem die
Seidenzeug- und Bandfabrikation („Brillantengrnnd"), dann die Kunstblumeinndnstrie nnd
Damenconfeetion; beiden gemeinsam ist eine hochentwickelte Industrie in Gold- und Juwelen-
waaren nnd in Ledergalanterie-Artikeln. Der VIII. nnd IX. Bezirk, Josefstadt nnd Alsergrund,