Peter Braunsteiner
Peter Braunsteiners Werk bedarf in geringstem
Maße unterstützender Interpretation. Flora, Fauna,
der Mensch: Grundakkord seiner künstlerischen
Äußerung, basierend auf einer starken, unlösbar
scheinenden Hinwendung und Bindung an die Natur.
Diese ist alleiniger Ausgangspunkt, ist permanentes
- „Vorbild". 1946 im niederösterreichischen Gmünd
zur Welt gekommen, erlebt Peter Braunsteiner
Kindheit und Jugend in natürlicher Freiheit. Sammelt
auf steinigen Feldern, Blockheiden, in mythisch-
dunklen Wäldern erste Eindrücke und Wahrneh-
mungen eigenwilliger heimatlicher Landschaft.
Geht nach Wien, um sechs Jahre an der Akademie
für angewandte Kunst bei den Professoren Obsieger,
Hutter und Herberth zu studieren. Auch nun,
schulisch, intensivstes Studium vor und nach der
Natur. Er praktiziert in naturwissenschaftlichen
Werken, im musealen und anatomischen Bereich.
Erste frühe eigenhändige Arbeiten entstehen zeich-
nerisch, im Linalschnitt. Der Stein, Synonym für das
Schwere, Unverrückbare, das Lastende, beginnt eine
entscheidende Rolle zu spielen. Braunsteiner erkennt
schon früh Grundgesetzlichkeiten, weiß früh auch
um die „eigentliche", schwarzweiße grafisch-
strukturale Ästhetik des entblätterten Baumes, des
Strauches. Feinste Verästelungen, die er subtil
ordnet, lassen ihh die Grundgestalt heraus-
streichen.
1974 setzt sich Braunsteiner in ersten Personalen
als Obiektkünstler ein. Und wieder ist der Stein,
die in Kampf und Bedrohung verstrickte, umklam-
merte Kreatur, Anlaß und kreative Motivation.
Vorerst der reine, runde, nackte Stein allein,
skulpturale Urform, den er als eigentliches Schweres
frei schwebend symbolhaft im Gestänge verstrickt.
1 Vögel I aus „Body-Patterns" _ _ _ _
2 (Brigl, läitographie, 55 x 50 cm Später setzt er Tierkörper, vom Stein schicksalhaft
n}. .. .. . , ., .
3 Plägrsärqhnsminer bedruckt, als starkste Aussage ein. Steckt willkurlich
4 Stein-Obiekt in Seile vers annt Federbündel, verspannt mit fremden todverkrallten
5 Oblekl m" Vögel" "m1 M" l" Vogelklauen. In seinem künstlerischen Prazeß
Seile verspannt
wirken Spontaneität, bewußte Manipulation zusam-
men mit formalen Aspekten und Bildungen.
Braunsteiner verläßt Atelier und Räume, um die
vollkommene Bindung von allem natürlich Existenten
und Gemachten kreativ zu demonstrieren. Er setzt
seine verstrickten und verknoteten Steine in der
Natur selber aus und schließt somit den Kreislauf.
Unbehauene Felsblöcke bettet und hängt er in
Äste und Gabelungen, im durch Witterung, dörrende
Hitze beeinflußten Prozeß. Niedere Lebewesen,
Algen und Sporen reichern und wuchern an den
Reibungsstellen, „bilden" mit am kreativen Prozeß.
Ein „neues" Stück Natur ist „neu" in die Natur
integriert. Spinnen erweitern das Strickenetz.
Allerneuesten Ausgangspunkt bilden 1976 die in der
iungen Wiener Galerie „Alles, was Flügel hat,
fliegt" - KUNST, KONTAKTE präsentierte „Body-
5 Patterns". Peter Braunsteiner vereint hier 16 Origi-
nal-Lithographien, die seine künstlerische Aussage
in den seriellen Bereich führen. Körper als Kan-
stante der Natur, gleichsam als immerwöhrendes
Phänomen, werden in graphischen Sequenzen dar-
gestellt. ln säuberlich harmonischen Formationen
exerziert der Künstler quasi in Synapsen blätter-
weise den elementaren Kanon allen Seins aus Flora
und Fauna bis zu Menschen und Gesichtern. Auf
Grundgestalt und Wesenheit durch Konturen, ge-
tuschte volle Flächen und Aussparungen reduzierte
Körper. Silhouettenhaft fixiert, in geordneter
Spannung auf der weißflächigen Ruhe des Papier-
grundes. Vom Naturvorbild bleibt durch Reduktion
auf das äußerste gestrafft das Essentielle, Struk-
turelle, Charakteristische in glasklarer Transparenz.
Peter Braunsteiners Verhältnis zur Natur ist ein
zutiefst gesundes, besteht in sich und resultiert und
ist gezügelt von hart erarbeiteter Konsequenz.
Er beteiligt sich auf der Suche nach dem Ursprüng-
lichen, dem Kern, nach dem Wesen der Dinge. Frei