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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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Alle diese Umstände beweisen, daß die Bevölkerung von Ostgalizien in der letzten 
prähistorischen Periode in einem regeren Verkehr mit den Einwohnern der benachbarten 
östlichen und nördlichen Gebiete gestanden hat. 
Altcrthiimliche Stcinfiguren. Zu den prähistorischen Denkmälern Ostgaliziens 
gehören endlich verschiedene Bildsäulen oder Steinfiguren: die sogenannte Svantovit- 
Säule, gefunden am Grunde des Flusses Zbrucz in der Nähe von Liczkowee und Husiatyn, 
und die sogenannten Baby- (das sind Weiber-) Figuren, die in Ostgalizicn zerstreut sich 
finden. Die Figur des sogenannten Svantovit ist eine vierseitige, 2 Meter 70 Centimeter 
hohe schlanke Säule ans Stein und ans allen vier Seiten mit Flachreliefs bedeckt, welche 
etagenartig vertheilt und durch breite Bänder von einander getrennt find. Der untere 
63 Centimeter hohe Theil stellt im Flachrelief auf drei Seiten eine robust ausseheude 
knieende menschliche Figur männlichen Geschlechts mit gewaltigem Kopse und Schnurrbart 
dar, die mit erhobenen Armen die Säule zu tragen scheint. Die vierte Seite der Säule ist 
in der unteren Etage glatt und schmucklos. Die mittlere, blos durch einen Querbalken von 
der unteren abgegrenzte, nur 46 Centimeter hohe Etage zeigt ans allen vier Seiten je eine 
kleine menschliche Figur mir verhältnißmäßig großem Kopf und langem, bis an die Knie 
reichendem Gewände. Die vier Figuren reichen sich gegenseitig an den Kanten der Säule die 
Hände. An zweien dieser Gestalten sind weibliche Brüste angedeutet. Die dritte obere Etage, 
welche 161 Centimeter hoch mehr als die Hälfte der ganzen Säule einnimmt, scheint die 
Hauptdarstelluug zu bieten. Wir erblicken hier an jederSeite eine stehende jugendliche, bartlose 
menschliche Gestalt, mit langem Gewände bekleidet und mit einem großen, runden Hut aus 
dem Kopfe. Die Hände sind an jeder Seite auf dieselbe Weise schematisch dargestellt, der rechte 
Unterarm gehoben, die Finger auf die Brust gelegt, der linke halb gesenkt. An einer Seite 
hält die Figur in der rechten Hand ein Horn, an einer anderen einen Ring, an den zwei 
übrigen Seiten ist diese Hand sowie die linke ganz leer. Auf einer Seite sehen wir ein Pferd 
und ein von dem Gürtel der Figur an zwei Riemen in schräger Richtung herabhängendes 
Schwert. Dieses ist gerade und scheint in einer hölzernen oder ledernen Scheide zu stecken, 
der Griff in einem stumpfen Winkel an die Klinge schräg angesetzt, die mit kleinen Knöpfen 
versehenen Enden der kurzen Parirstauge ein wenig nach unten gebogen. Dieser Schwert 
typus war, wie man aus den Ausgrabungen in Südrußland, Nordungarn und anderen 
mehr gegen Westen gelegenen slavischen Ländern schließen kann, vom Anfänge des IX. bis 
zum Ende des XI. Jahrhunderts im Gebrauche. Daraus geht hervor, daß die sogenannte 
Svantovitbildsäule frühestens ans dem IX. Jahrhundert n. Ehr. stammen kann. 
In Folge der ziemlich großen Ähnlichkeit der besprochenen Figur mit der von mittel 
alterlichen Chronisten, besonders von Saxo Grammaticus geschilderten Bildsäule der 
slavischen Gottheit Svantovit, welche ehemals in Areona auf Rügen gestanden hatte,
	        
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