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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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worauf er von der Hand Opizo's in Drohiczyn die Königskrone erhielt (1253). „Er empfing 
den Kranz", fagt unser Chronist, „von Gott, von der Kirche der heiligen Apostel, von dem 
Stuhle des heiligen Peter, von seinem Vater dem Papste Jnnocenz und von allen seinen 
Bischöfen, woranfJnnocenz diejenigen mit demBanne belegte, die den orthodoxen griechischen 
Glauben schmäheten." Wie hoch aber das Volk dieses Ereigniß anschlug, mag aus dem 
Umstande geschlossen werden, daß es zu den äußerst wenigen gehört, die sich ans dieser 
Zeit im Volkesandenken erhalten haben, indem eine gewiß grundlose Tradition besagt, 
daß die heutige Mitra der rnthenischen Bischöfe von Przemysl eben die Krone sei, 
die einst die Schläfe des Königs geschmückt habe. 
Warum das Werk auch damals nicht zustande kam, sagen unsere Quellen nicht. Der 
ruthenische Chronist weiß nichts von einem Abfall Daniels, auch ans den übrigen Quellen 
ist nichts anderes ersichtlich, als daß er sich später eine Rüge vom Papste zuzog. Die 
kirchliche Union fiel von selbst zusammen, als die politische Lage, die sie zur Voraus 
setzung hatte, umgestürzt wurde. Daniel begann unverweilt den Krieg gegen die Tataren, 
der anfangs von glücklichem Erfolge gekrönt war. Aber bald drangen dieselben mit furcht 
barer Macht in das Land, Daniel entfloh wieder, sein Bruder und seine Söhne mußten 
ans den Befehl der Heiden alle ihre Städte zerstören und mit ihnen gegen die Lithaner 
und Polen ziehen. Ein Stoß der Tataren reichte ans, um das System auseinander zu 
werfen, das sich hier gegen sie zu bilden begann. Mit den Mauern der rnthenischen Städte 
ging auch die kirchliche Union zu Grunde. 
Aber ohne Folgen waren diese Maßnahmen Daniels für die Kirche doch nicht 
geblieben. Damals werden die ersten Versuche gemeldet, auch den römischen Ritus in den 
rnthenischen Ländern cinzupflanzen, Versuche, die sich an den Namen des heiligen Hyaeinth, 
eines Krakauer Mönches des Predigerordens (gestorben 1257), knüpfen. Bald lesen wir 
von den ersten Ansiedlungen der Bettelorden in Haliez, Lemberg, Przemysl, die namentlich 
die Gemalin Lews, die ungarische Königstochter Konstanzia begünstigte. Auch ruthenische 
Bischöfe römisch-katholischer Religion werden im XIII. Jahrhundert erwähnt, als deren 
Metropoliten sich die Bischöfe von Lenbns ansahen. Sie scheinen freilich nur Titular- 
bischöfe gewesen zu sein, aber ihr Vorkommen selbst neben den uns schon bekannten 
Thatsachen bezeugt zur Genüge, daß damals die Katholisirung des Landes schon bedeutende 
Fortschritte gemacht hatte. 
Daniel starb im Jahre 1266, ein heldenmüthiger, weiser, nie verzagender Fürst, 
ohne Zweifel der bedeutendste der rothrnthenischen Herrscher, von dem man sagen konnte, 
daß er die Bedürfnisse seines Volkes verstand, der aber das Unglück hatte, das Reich, das 
er mit unsäglicher Mühe aus den Trümmern erhob, bei seinem Tode in schmählicher 
Knechtschaft zu hinterlassen. Auch bildete sein Reich keinen Einheitsstaat, sondern war in
	        
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