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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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dann werden sie dreister. Jas' hat ihr das Gold und das Silber und das noch viel 
kostbarere Kränzlein abgenommen und nun bestehlt er ihr, nachHause zurückzukehren. >L>ie 
wollte nicht, da 
„Faßt Jas' die Kasia um die Mitte und 
Wirft sie ins Flüßchen, in den tiefsten Grund." 
Nun fleht Kasia den Jasienko, den „Falken", um Rettung an, er aber antwortet barsch: 
„Nicht warf ich Dich hinein, nm wieder Dich zu retten. 
Doch daß dein Zopf sich sollt' im tiefen Grunde betten." 
Zum Glück befinden sich einige Fischer in der Nähe, welche Kasia's Stimme vernommen 
haben und sie nun vom unvermeidlichen Tode erretten. Nun kehrt sie in die Heimath zurück. 
„Nun ging sie zur Kirche, steht vor der Thüre drauß, 
Und sieht sie die Mädchen, bricht in Thränen sie aus, 
Da seht doch Ihr Mädchen, Ihr Frauen desgleichen, 
Gar schlecht ist 's, dem Vater, der Mutter entweichen, 
Dem Vater, der Mutter, den Seinen dazu, 
Was ist aus mir worden, Gott, Einziger Du!" 
Allein nicht jedes Fräulein kann man so leicht besiegen wie Kasienka und nicht jede 
Liebe endet so traurig. Davon erzählt ein anderes größeres Lied voll poetischer Amnuth, 
das, so wie jenes, allgemein bekannt ist und gesungen wird. Es ist das Lied, darin der 
Liebende immer wiederholt: „Doch, wirst Du die Meine sein, meinem Willen Dich ergeben", 
worauf sie immer antwortet: „Nie werd' ich die Deine sein, Deinem Willen mich ergeben ; 
sie möchte sich ihm entwinden, und wünscht, bald „ein kleines Vögelchen zu werden, das 
sich im dichten Gebüsch verbirgt", bald „ein goldener Ring, der auf dem Wege dahinkollert , 
bald wieder „ein Fischlein, das im reißenden Fluß dahinschwimmt", dann wieder „ein 
Sternlein am Himmel, das den Menschen strahlt"; allein er hat zum Fällen der Sträucher 
Beile, zum Erblicken des dahinrollenden Goldringes hat er Falkenangen, dichte Netze, um 
das Fischlein einzufangen, mit seinem Pfeil aber wird er sogar das Sternlein am Himmel 
erreichen. So gesteht sie denn zuletzt: 
„Ach! nun seh' ich, 's ist nach Gottes Wort, 
Wo ich mich wende, Du findest mich dort. 
Hocherfreut erwidert er hierauf: 
„Spielt Musikanten, auf allen Geigen, 
Nun wird Gott Lob doch ein Weibchen mein eigen. 
Ein sehr rührendes Lied ist auch das von der Waise, das man überall hört, wo man 
polnisches Landvolk findet. Eine junge Waise wandert durch ein Dorf und wird von Hunden 
angefallen. Da ihr Niemand zu Hilfe kommt, so erscheint „der Herr Jesus selbst vom 
Himmel" und „beschützt sie mit einem Stückchen Brot". Er befiehlt ihr dann, nach dem 
Also muß ich die Deine sein, 
Und mich Deinem Willen weih'n." 
Nun also wirst Du die Meine sein, 
Meinem Willen Dich auch weih'n."
	        
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