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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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und dergleichen zu pflanzen, sonst leben sie von Viehzucht und ziehen eine eigene Race von 
Pferden, welche von Männern und Frauen (mit dem Spinnrocken in der Hand) geritten 
werden. Dieselben sind klein und ausdauernd und der Huzule kann diesem Thiere auch in 
der Nähe des steilsten Abgrundes sein Leben getrost anvertranen. Es gewährt einen 
malerischen Anblick, wenn Männer, Frauen und Mädchen in einer kleineren oder größeren 
Karawane vom Hochgebirg zu Pferde mit ihren Waren in einen Marktflecken ziehen. 
Die eigentliche Einnahmequelle des Huzulen ist aber die Almwirthschaft. Das 
Leben und Treiben auf der Alm (poionMa) gereicht ihm zum größten Vergnügen. 
Sein Lieblings-Instrument ist die lange Schalmei (trz-mkita), bei deren elegischen Klängen 
Huznlenscharen mit ihren Viehherden (türmx) unter Anführung erfahrener Häuptlinge 
HvatäLüo) bei anbrechendem Sommer auf die Alm ziehen, um bis Mitte October die 
Alpenwirthschaft zu führen. 
In hartem aber freiem Lebenswandel hat der Huzule im Schoß der Natur 
unverwüstliche Kraft und bewunderungswürdigen Scharfsinn und Muth erlangt, so daß 
er auch die größten Gefahren nicht scheut. Mit dem Hackenstock in der Hand führt er 
ungewöhnlich geschickt und behend seinen Tanz (üolomMa) auf. Er ist ein ebenso tüchtiger 
Steuermann als trefflicher Jäger. Neben diesen Vorzügen, unter denen noch Einfachheit 
und Mäßigkeit im Essen, Ansdauer und Gastfreundschaft hervorgehoben zu werden 
verdienen, dürfen auch Schattenseiten, wie Streit- und Rachsucht, ziemlich laxe Moralität, 
Aberglauben und ein nur äußerliches Christeuthum, schließlich auch Unbeholfenheit 
nicht verschwiegen werden. Er treibt zwar ebenfalls Hausindustrie, allein nur das äußerste 
Elend, welches leider nur zu oft den Huzulen heimsucht, ist im Stande, denselben auf 
zurütteln, um Arbeit und Erwerb aufzusuchen. Diese Arbeitsscheu, die Verwegenheit und 
die Vorliebe zu unbändiger Freiheit haben die Huzulen zu gefürchteten Räubern (opr^oü) 
gemacht, so daß dieselben lieber Plünderungszüge gegen die Höfe ihrer Gutsherren oder 
gegen jüdische Wirthshäuser unternahmen und noch am Anfänge des laufenden Jahrhunderts 
in dem ganzen Huzulengebiet mit ihrem Häuptling Olexa Dowbuszzuk hausten, statt 
ehrlichem Erwerb nachzugehen. 
Während der Huzule fast gar keinen Sinn für den Ackerbau bekundet, suchen die 
Bojken, deren Häuser in dichten Dörfern gruppenweise nebeneinander stehen, überall mit 
dem Pfluge selbst dem kargen Boden ein Bischen Erde abzuringen. Die Bojken sind nicht 
nur emsige Ackerbauer, sie züchten auch vorzügliches Hornvieh. In der Noth entwickeln 
sie außerordentliche Thatkraft und legen einen großen Unternehmungsgeist an den Tag. 
In Ungarn kaufen sie Zwetschken und Weintrauben, gedorrtes Obst, Nüsse und Bryndza 
und verkaufen diese Artikel in Galizien, so daß sie im Handel auch den Juden das Feld 
streitig machen.
	        
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