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Der hervorragendste Vertreter der neueren nationalen Musik ist Szaidurow,
dessen Thätigkeit in die Mitte des XVI. Jahrhunderts fällt. Er schrieb eine umfassende
Theorie der Musik, welche als Handschrift in der Bibliothek zu St. Petersburg sich befindet.
Sein Nachfolger als Theoretiker war Alexander Mesenec (1663), dessen umfassendes Werk
über die Musik jedoch niemals im Drucke erschien, weil die Vollendung desselben in die
Zeit der Einführung der Linien fiel. Der Erste, der auf Linien schrieb, war Theodor aus
Tarnopol (1652). Mit dem Beginn des XVIII. Jahrhunderts kamen fremde Musiker aus
Deutschland und Italien, welche viele nationale Lieder nach eigener Manier bearbeiteten
und Herausgaben. Die Clavierliteratur insbesondere ist reich an unzähligen Bearbeitungen
ruthenischer Motive; doch haben diese Bearbeitungen, mögen auch die Motive sonst treu
ausgezeichnet worden sein, keineswegs das Verständniß der ruthenischen Volksmusik gefördert.
Die Motive dienen mehr als Thema zu Variationen, wobei das Claviermäßige in den
Vordergrund tritt. Auch den meisten Sammlungen ruthenischer Lieder fehlt die gründliche
Kenntniß der Sache. Vieles wurde aufs Gerathewohl gesammelt und herausgegeben. Unter
den unzähligen Sammlungen behaupten jene des ruthenischen Gelehrten Porphyrij
Bazanski den ersten Platz. Porphyrij Bazanski (geboren 1836 bei «Lniatyn in Galizien)
studirte in Lemberg die Theologie und wurde im Jahre 1865 Geistlicher. Mehr als dreißig
Jahre widmete er musikalischen Studien und sammelte mit unermüdlichem Eifer ruthenische
Lieder. Seine zum Theile veröffentlichten Sammlungen umfassen mehrere Tausende von
Liedern; auch schrieb er viele musikalisch-literarische Aufsätze, sein bedeutendes Werk aber
ist die Theorie, Analyse und Kritik der ruthenischen Musik. Er verfaßte seine Schriften in
ruthenischer Sprache, weshalb sie nur wenig verbreitet sind. Sein Verdienst liegt darin,
daß er ein reiches Material beherrscht und den Charakter der Volksmusik bewahrt, da
ihm die Kenntniß der Musik im Allgemeinen und die Errungenschaften derselben im
Abendlande als Maßstab, nicht aber als Mittel zur Modernisirung dienten.
Die große Anzahl von Instrumenten, deren sich die nationalen Sänger und das
Volk bedienten, weist auf eine ungewöhnliche Ausbildung des musikalischen Sinnes. Die
Sopialka, in Deutschland unter dem Namen Schalmei bekannt, eine Flöte mit fünf
Löchern, diente bei den Ruthenen zum Tanz und zur Begleitung. Swiril oder Surla