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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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ncue Elemente, neue Formen seien doch nothwendig und erwünscht. In den Dialogen, die 
bei mangelndem Talent der Verfasser sich leider nicht zum Lustspiel entwickelt haben, 
kommen echt Polnische, nicht ohne Humor geschilderte Typen vor. Die italienische (seltener 
die deutsche) Novelle wird umgearbeitet oder nachgeahmt und viel gelesen. Peter 
Kochanowski, ein Neffe des großen Johann, sucht die polnische Dichtung in Verbindung 
mit der modernen europäischen zu bringen, indem er Ariosts ,Orlaircko° und Tassos 
.Oöi'nsnisinins« übersetzt, und zwar den ersten gut, die letztere (jedenfalls leichtere) 
besonders schön. Doch als Hauptreprüseutant der Dichtkunst muß in dieser Periode 
Simon Szymonowicz (Simonides) gelten, einLemberger, im Jahre 1557 geboren, 1629 
gestorben. Der letzte Humanist im vollen Sinne des Wortes, hat er vor Allen, in seinen 
der Form nach den elastischen nachgeahmten Idyllen reizende kleine Gemälde des 
polnischen Landlebens voll Natnrwahrheit und Anmuth entworfen. Ihm zur Seite stehen 
die beiden Brüder Zimorowicz, Lemberger wie er, und nach seinem Muster gebildet, 
von denen der Jüngere Simon, leider im fünfundzwanzigsten Lebensjahre gestorben, 
eine ungewöhnliche poetische Begabung zeigte, der Ältere aber, Bartholomäus, des 
Szymonowicz treuer Nachahmer, bei geringerem Talent doch die gute Schule bis spät in 
die zweite Hälfte des Jahrhunderts aufrecht erhielt und auch als Geschichtsschreiber seiner 
Vaterstadt, deren Bürgermeister er war, sich verdient gemacht hat. Samuel Twardowski 
(1600 bis 1660) versucht sich in heroisch-epischen Gedichten, die aber nicht viel mehr als 
gereimte Chroniken einiger Begebenheiten seiner Zeit sind. Die lateinische Dichtung geht 
zu Ende; sie hat noch einen talentvollen Repräsentanten in dem Jesuiten Matthias 
Sarbiewski, der aber der polnischen Literatur keinen Nutzen bringt. 
Die Geschichtsschreibung liefert zwar keinen Historiker wie Heidenstein mehr, aber 
eine ganze Gruppe bedeutender Schriftsteller, die würdig in die Fußstapfen des großen 
Vorgängers treten. Die bedeutendsten beschreiben ausführlich die Geschichte ihrer Zeit; so 
vor allen Paul Piasecki, Bischof von Przemysl. Eine zweite Gruppe bilden die 
Memoirenschreiber; Stanislaus Albrecht Radziwill, Kanzler von Lithauen, ist hier 
vor allen zu nennen. Hieran reihen sich endlich diejenigen, die ein besonderes Ereigniß, 
etwa einen Kriegszug, oder die Thaten einer Persönlichkeit beschreiben. 
Stanislaw Zölkiewski, geboren 1547, Krongroßhetman und Kanzler, ist als 
Feldherr, Staatsmann und Charakter eine der edelsten heroischen Gestalten Polens. 
Der Einzige unter dessen Feldherren, der den Triumph erreichte, die feindliche Hauptstadt 
einzunehmen und den fremden Monarchen gefangen nach Warschau zu schicken, wurde er, 
nachdem er in Moskau die Bedingungen der Berufung des Kronprinzen Wtadyslaw zum 
Czarenthron staatsmännisch weise und dabei hochherzig mit den Bojaren festgestellt hatte, 
durch Hofintriguen zurückberufen. Der Erfolg seines Kriegszuges war damit zu Ende,
	        
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