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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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aus. Der erste, vosvriuäo^üsüi, schildert mit vielem Humor die Folgen einer ober 
flächlichen Erziehung; leider wird die Darstellung durch das Bild einer ideellen Gesellschaft 
von vollkommenen Wilden nach Rousseaus und der Jvhnson'schen Rasselas-Art zum 
Theil beeinträchtigt. Der andere, Herr Untertruchseß, müßte freilich als langweilig 
bezeichnet werden, käme er bloß als Roman in Betracht. Anders jedoch, wenn man ihn 
als einen Tractat der praktischen Moralphilosophie, als eine Reihe von Abhandlungen 
über Verhältnisse und Pflichten eines Privatmannes betrachtet. Krasickis eigentliches 
Meisterwerk aber sind seine Fabeln, wobei ihm freilich, so wie vielen anderen die Fabeln 
Lafontaines zum Vorbild dienten. Ju seinen prosaischen Schriften behandelt Krasicki 
allerlei Fragen immer mit derselben aufgeklärten Tendenz. Seine Leistungsfähigkeit und 
Arbeitskraft ist nicht weniger wunderbar, als seine vielseitigen Kenntnisse und seine 
Intelligenz. Seine Rolle in der Literatur, ja in der Geschichte seines Landes ist eine vor 
Allem civilisatorische. Der vernünftige Inhalt seiner Werke und die anmuthige, leichte 
Form derselben wirkten auf weite Leserkreise und brachten „Mehr Licht" bis in die ent 
legensten Gegenden, selbst in Gemüther, die sonst jedem Fortschritte verschlossen waren. Im 
Jahre 1794 zum Erzbischof von Gnesen ernannt, starb Krasieki in Berlin im Jahre 1801. 
Adam Narnszewicz, Bischof von Luck (Wolhynien), geboren 1733, ist der 
Reformator eines bestimmten Zweiges dieser Literatur, nämlich der Geschichtsschreibung. 
Er wurde zwar auch als Dichter von seinen Zeitgenossen hoch geschätzt, doch sind seine 
jedenfalls schwerfälligen Satyren und ein paar Patriotisch-lyrische Gedichte das einzige, 
was auf einigen Werth Anspruch machen kann. Als Prosaiker aber ist er ausgezeichnet, 
und als Historiker nach drei Jahrhunderten der erste, der zwar dem Dtugosz nicht glcich- 
kommt, aber sich demselben nähert. Mit ihm beginnt nämlich in Polen die kritische 
Behandlung der Geschichte. Mit ungeheurem Aufwand von Arbeit und Gelehrsamkeit 
vermochte er nach langen Jahren seine Geschichte Polens nur zum Jahre 1386 zu 
bringen. Aber — es war eine Geschichte! Sein Beispiel, sein Einfluß und die Masse von 
Documenten, die er in Abschriften sammelte, bildeten die Grundlage, auf welcher sich die 
spätere polnische Geschichtsschreibung entwickelte. Sprache und Stil sind von edler Einfachheit 
und Würde, wie dies besonders in seiner Übersetzung des Taeitns und in dem Leben des 
Karl Chodkiewiez hervortritt. Letzteres ist zugleich das einzige Stück der späteren 
polnischen Geschichte (XVII. Jahrhundert), welches Narnszewicz bearbeitet hat. Eine ganze 
Schar jüngerer Geschichtsschreiber gruppirt sich um Narnszewicz als Mitarbeiter oder 
Schüler; als die bedeutendsten sind Albertrandi, Czacki, Lojkv, die Brüder Bandtkie zu 
nennen, hinter denen dann in zweiter Reihe die Compilatvren, wie Skrzetnski, Waga 
u. s. w. stehen. Nach der letzten Theilnng Polens verfiel Naruszewicz in eine Sinnes 
verwirrung, in welcher er ein Jahr später (1796) gestorben ist.
	        
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