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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Kärnten und Krain

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Von der Hochzeitstafel erhält jeder Gast fein „Bschadessen". Nach dem Mahle, im 
Lavantthal schon während des Mahles, wird der Ehrentanz und nach Mitternacht das 
„ Kranzlabtanzen" inscenirt. 
Interessant ist das Hochzeitsceremoniel der windischen Gailthaler; das 
Charakteristische dabei ist, daß zur Hochzeit geritten wird, selbst der „Lader" mit dem 
„Sapo", einem Kranz von Flittergold als Hutschmuck, erscheint zu Roß und macht vor der 
Hausthiir seine Einladung; ein Laib Brot wird ihm dargereicht, um sich ein „Scherzchen" 
davon abzuschneiden,, wie es überhaupt Sitte im Gailthal ist, jedem Gast, wenn er in die 
Stube tritt, einen Brotlaib und ein Messer vorzulegen. Bei Überführung des Brautkastens 
kann man auf den Vermögensstand der Braut einen Schluß machen, denn ihre Ausstattung, 
und alles was sie in die Ehe mitbringt, wird auf dem Wagen zur Schau ausgestellt. 
Der Hochzeitstag selbst bietet ein farbenreiches Bild. Betrachten wir uns einmal das 
Brautpaar im Festschmuck. Die Braut erscheint in der gewöhnlichen Gailthaler Tracht, 
dem kurzen Rock und bunten Busentuch, nur trägt sie eine weiße gestickte Schürze, den 
reichansgenühten Ledergürtel (Paß) um die Mitte, die gefältete Haube (Peea) oder ein 
farbiges Kopftuch und darüber ein mit einer dicken Seidcnschnur umwundenes Filzhütchen 
auf dem Haupte. Ihre über den blendend weißen Hemdkragen herabhängenden Zöpfe sind 
mit Blumen und Bändern durchflochten. Der Bräutigam ist eine weniger auffällige 
Erscheinung. Gewöhnlich trägt er einen langen, mit Krügen besetzten Mantel, eine bunte 
Weste ans Seidenstoff mit silbernen Kngelknöpfen, hohe Stiefel und auf dem niederen 
Filzhnt die vielfarbige Seidenschnur. 
Am Hochzeitsmorgen erscheinen die Bursche hoch zu Roß. oft bei dreißig an der 
Zahl, die Pferde von schwerem Schlag sind mit rothen Bündchen zierlich ausgesucht, von 
einem Sattel ist keine Rede, diesen ersetzt eine einfache „Wollkotze". An ihrer Spitze reitet 
der „Fandlführer" mit dem Bräutigam. Elfterer trägt ein rothes Fähnchen, das er bis 
zum „Abgeigen" nicht aus der Hand geben darf. In raschem Galopp setzt sich der Reiter 
trupp in Bewegung, um die Braut, die oft in einer entfernten Ortschaft wohnt, abzuholen. 
Vor dem Hause der Braut wird Halt gemacht und ein nationales Lied angestimmt, 
Bräutigam und Fähnrich springen vom Pferde, um in das Haus einzutreten, aber der 
Schutzmann kommt ihnen mit einer Ofengabel entgegen und ruft: „Wer seid ihr und was 
wollt ihr?" Der Fähnrich verlangt die Herausgabe der Braut, statt derselben erscheint 
zumeist ein altes häßliches Weib, das, mit schallendem Gelächter empfangen, schnell sich 
entfernt. Darauf wird die Kranzeljungfran vorgesührt, endlich erscheint die Braut, welche 
der Bräutigam mit einem Handschlag begrüßt. 
Auf dem Wege zur Kirche wird die Braut, wenn sie aus der Ortschaft hinaus 
geheiratet, anfgehalten. Zwei Bursche halten eine Kette über den Weg, die übrigen stellen
	        
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