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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Kärnten und Krain

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Im Thal ist es ein Leiterwagen, auf den Bergen das „Geröd" (ein zweirädriger 
Wagen), im Winter ein Schlitten, aus welchen der mit der „Überdon" bedeckte Sarg nun 
mit Stricken festgebunden wird. Ein Ochsenpaar oder ein Pferd wird vorgespannt, und so 
setzt sich der Zug in Bewegung, welchem die Leidtragenden folgen; voraus schreitet ein 
Mann mit einer Laterne oder mit einem Holzkrenz für das neue Grab, — ein schlichter, 
prunkloser Leichenconduct, der unter keiner Bedingung vom sogenannten Kirch- oder 
Todtenwege abweichen darf. Im Möllthal glaubt man, daß die Pferde viel leichter ziehen, 
wenn sich ein Knabe oder ein Mädchen auf die Truhe setzt. Nach der Beerdigung — der 
landläufige Ausdruck dafür ist im Gailthal „Untermachen" — und nach dem Trauer 
gottesdienst in der Dorfkirche, wobei die an den Betstühlen angeklebten Wachskerzchen für 
die arme Seele abgebrannt werden, findet am Friedhof die Betheilnng der Armen mit 
Weizenbcoten — im Glanthal kommen bei besseren Leichen oft über hundert Arme 
zusammen, welche alle bewirthet werden — und im Gasthanse der „Leichentrnnk", bestehend 
aus „Geist", Wein und Brot, statt, welcher im Kärntner Oberlande das Finale jedes 
Leichenbegängnisses bildet. Unter den nntcrkärntnischen Slovenen wird wie unter den 
Deutschen Unterkärntcns, namentlich im Lavantthal, das Todtenmahl (seckmiim oder 
Icnrmiim) im Gasthanse eingenommen. Da kommt nebst Wein und Bier auch Suppe, 
Schweinflcisch und Sauerkraut, dann Kaffee ans den Tisch. In den Zwischenpausen, wo 
aufgetragen wird, pflegt man den Rosenkranz zu beten. 
Wie aus Allem ersichtlich, zieht durch die Sitten und Bräuche eine bajuvarische Eigen- 
thnmlichkeit und in ihnen charakterisirt sich das liederreiche, biderbe Kärntnervolk, ans das 
zutreffend der Vierzeiler paßt, der da lautet: 
„Die karutnerisch'n Leutlan 
Seint treu und bidar, 
Und a karntnerisches Liadl 
Hallt im Herz'n widar!" 
Deutsche Meratur, Dialeet und Dialect Dichtung. 
Deutsche Literatur. — Nach der stillen Klosterzelle führen um die Wende des 
XI. und XII. Jahrhunderts die ersten Spuren deutscher Dichtung in Kärnten. Es war 
damals eine böse Zeit, die Zeit des Jnvestiturstreites, und die Wogen des harten Kampfes 
zwischen Kaiser und Papst schlugen bis an die äußersten Marken deutschen Lebens. 
Allmälig kehrte die Ruhe wieder und Kärnten dürfte eines der ersten Länder gewesen 
sein, welches der Segnungen des Friedens theilhastig wurde. Damals hielt nämlich in 
Salzburg Erzbischof Gebhard den Krummstab in starker Hand und suchte durch Gründung 
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