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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Kärnten und Krain

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Eigenes und Gemeingut in kärntnischer Mundart, P. Snppan versuchte sich in den 
„Kärntner Alpenblüten" als Volkssünger. 
Als Dialeetdichter trat auch der als Sänger des Kürntncrliedes weit bekannte 
Thomas Koschat (geboren am 8. August 1845 zu Viktring) ans. Sein Hadrich, 1877 in 
Wien erschienen, ist eine Sammlung von Liedern, die in zwei Abtheilnngen: „Herzlad" 
und „Glückliche Liab und Übermuath" zerfällt, von denen jede durch eine schlichte 
ländliche Erzählung eingeleitet wird. Die „Dorfbilder aus Kärnten" (1878) sind eine 
Dorfgeschichte, in welcher der Dichter Tugenden und Gebrechen, Sitten und Unsitten des 
Volkes in oft grellen Farben schildert. Diesen folgte das lebenswarme Bildchen kärntnischen 
Volkslebens, das zur Weltberühmtheit gelangte Walzeridyll „Am Wörther See", dem 
das Liederspiel „Der Bürgermeister von St. Anna" folgte. Sowohl diese größeren 
Schöpfungen als auch die seit 1886 in kärntnischen Blättern von ihm veröffentlichten, 
nunmehr gesammelten „Erinnerungsbilder", sowie seine Schilderungen von Kärnten 
in Wort und Lied bethätigen am besten die Wahrheit seines eigenen Ausspruchs: 
„Der Karntnerschlüg is allbekannt 
Aus echten, güetcn Holz." 
iMärchen, L'ied und Spruch dar Deutschen. 
Die Sagendichtung bei den Deutschen in Kärnten hat eine ungewöhnliche Verbrei 
tung und Pflege gefunden. Keine halbwegs merkwürdige Stelle des mit Natnrschvnhciten 
und geschichtlichen Überresten so reich gesegneten Landes ist ohne sagenhafte Überlieferung. 
In dem großen Schatze dieser Traditionen liegen die Erzeugnisse der epischen Arbeit von 
Jahrhunderten ausgespeichert. Auch die Gegenwart hat ihren Theil daran. Noch gibt es 
zahlreiche treue Hüter des Schatzes älterer sagenhafter Überlieferungen, wie die Leute nicht 
ausgestorben sind, welche im Geiste und zum Theil mit dem Jdeenvorrath der älteren 
Tradition neue Geschichten, Sagen und Märchen ersinnen. Der Hirt, der Holzknecht, die 
Flößer und Köhler, die Forstleute und Jäger, die Knappen, Knechte und Mägde ans dem 
Lande, alte Bauern und Bäuerinnen verstehen noch mitunter recht lebhaft zu erzählen, wenn 
Zeit und Stunde dazu gekommen sind. Im Herbst, wenn bei den Patschstnben draußen 
Flachs gebrochen wird oder die Mägde des Hauses im Gaden vereinigt sind, um beim 
schwachen Lichte des Kienspans Rüben zu schälen oder „Türken zu fiedern", häufiger noch 
später hinein, wenn sie in der warmen Nauchstube beim Spinnrocken sitzen, da hält Frau 
Aventure ihren Einzug. Schaurige Geschichten von Dem und Jenem, von Geistern, 
Unholden und Gespenstern, vom Teufel und seiner Sippschaft, gcmüthlichere von den 
Niesen und heidnischen Frauen, von dem Grafen und dem Burgfrünlein, die im 
benachbarten Schloß gehaust, von „verwunschenen" Prinzen und Prinzessinnen werden da
	        
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