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der Eisenschmelzproceß durch die Hochöfen vom Frischproceß getrennt war und dieser auf
eigenen Frischherden vorgenommen wurde, war die Entwicklung der Eisenverfeinerungs
industrie eine für das ganze Land höchst wohlthätige. Der Reichthum des Landes an
Forsten und an Wasserkräften ließ in den Thälern Hammerwerke entstehen, welche
Stabeisen aller Art und Stahl erzeugten und zu Blech, Draht, Nägeln, Pfannen und
Sensen verarbeiteten. Noch in den Dreißiger-Jahren bestanden in 15 Thälern des Landes
106 Hammerwerke mit 292 Zerrenfeuern. Die Verbreitung der Dampfmaschinen, Eisen
bahnen, eisernen Schiffe n. s. f. gab den Anstoß zu einem wachsenden Begehr nach Eisen,
dem die Holzkohlen-Eisenindustrie mit der Herdfrischerei nicht mehr genügen konnte.
Schon im Jahre 1832 entstand in Kärnten das erste Puddelwerk an der Stelle, wo sich
heute die erste Cellulosefabrik befindet, anfangs mit Holz- dann aber in Prevali seit 1835
mit Braunkohle betrieben. Das war die Zeit, wo Braunkohlen und Torf bei uns Werth
erlangten und für die Anlage von größeren Eisenwerken maßgebend wurden. Durch die
Heranziehung dieser Brennmaterialien zur Eisenproduction wurde die von den Hammer
werken bisher verwendete Holzkohle zu einem großen Theile für die vermehrte Roheisen
gewinnung verfügbar. Infolge der weiteren Ausbildung des Pnddelprocesses und seiner
Anwendung auf die Stahlgewinnung, besonders aber infolge der durch den Bessemer-
und den Martin-Proceß wesentlich veränderten Darstellungsweisen von Stahl und Eisen
konnten sich in den folgenden drei Jahrzehnten von den älteren mit Herden und zum Theil
mit Holzflammöfen betriebenen Frischereien nur diejenigen behaupten, deren Bezug von
wohlfeiler Holzkohle durch-eigenen Forstbesitz oder „gewidmete" Waldungen gesichert war
und welche sich nicht, wie bis dahin, auf die Gewinnung von Eisen für den Markt, sondern
auf die Verarbeitung desselben zu Draht und Drahtstiften warfen. Ans diese Art verschob
sich das ursprüngliche Bild der Vertheilung der Eisen- und Stahlbereitungswerke im
Lande. Die zahlreichen Hammerwerke in Oberkärnten, im nördlichen und nordöstlichen
Gebiete Kärntens, bei Kappel und Freibach gingen ein.
Der vermehrte Brennstoffbedarf für die Stahl- und Eisenverfeinerung, für Gewerbe
und Industrie führte zur Ausbeutung der Braunkohlen- und Torflager. Heute
besteht der Bergbau am Sonnberg bei Gnttaring, wo einige Glanzkohlenflötze im Eocän
eingeschlossen sind. Im Jahre 1887 wurden da 8.610 Metercentner Kohle gefördert.
Größere Ausdehnung hat die Braunkohle der Neogenformation. Eine langgestreckte Mulde,
meist lignitführend, streicht im Lavantthal von Reichensels nach Wiesenau, Wolfsberg,
Dachberg bis gegen Lavamünd im Drauthal mit kurzer Ausbuchtung gegen das Granitz
thal. Durch Einbaue sind in Wiesenau drei Flötze, das unterste bis fünf Meter-
mächtig, und am Nothkogel bei St. Stefan ein drei Meter mächtiges Flötz aufgeschlossen
worden. Der erstere Bergbau lieferte im letzten Jahre 221.213 Metercentner, der letztere