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der Rakbach fließt, bildet zwei Gruppen am Anfang und am Ende des Rakbachthals.
Der westliche Theil ist mit Ausnahme der dazu gehörigen merkwürdigen „großen Natur
brücke" der minder interessante. Die östliche Gruppe aber, die nächst der kleinen Natur
brücke liegt, muß geradezu als eine hervorragende Sehenswürdigkeit von Kram bezeichnet
werden. Die vom Gutsherrn (Fürst Hugo Windischgrätz) angelegten und sorgsam gepflegten
Wege sind derart, daß jede Dame dieselben benützen kann, und die Höhlen sind so eigen-
thümlich, daß sie kaum mit anderen sich vergleichen lassen. Auf fast ebenem Wege wandert
man durch eine Reihe von Hallen, die stets nur so kurz sind, daß man keine künstliche
Beleuchtung braucht. Die Unterbrechnngsstellen rühren von Deckenbrüchen her, deren
Reste man noch bemerken kann. Auch jeder Laie muß hier erkennen, wie sich Dolmen
bilden, die man hier in allen Stadien der Ausbildung findet. Überraschend ist die kleine
Natnrbrücke von unten her gesehen. Man kann von da aus erst die Kühnheit der Linien
dieses zarten Kunstwerkes der Natur erkennen, und wohl Mancher wird sich staunend
fragen, wie lange dieser zarte weit geschwungene Bogen noch sich zu halten vermag. Erst
hinter der Doline, über welche sich die kleine Naturbrücke spannt, beginnen längere, finstere
Galerien. Die Prinz Ernst-Grotte, eine Seitengrotte von 100 Meter Länge mit schönen
Tropfsteingebilden, ist trockenen Fußes zu begehen, die große Wasserhöhle kann jedoch
nur zu Schiff passirt werden. Weganlagen gibt es in letzterer nicht mehr, weil das Wasser
beiderseits die Wände erreicht.
Die größte aller Wasserhöhlen des Kramer Karst, die Kleinhüuslergrotte bei
Planina, besitzt derzeit ebenfalls keine Weganlagen, was bedauerlich ist, weil man in den
Sommermonaten ohne Kahn bis weit hinein Vordringen könnte, wenngleich der kolossale
Raum des Chorinsky-Doms und der Vereinigungspunkt der beiden Höhlenflüsse nur zu
Schiff erreichbar ist. An der Stelle, wo die von Adelsberg und von Zirknitz herüber
kommenden Flüsse sich vereinigen, bildet das Wasser einen ganz respectablen unterirdischen
See, in den der Zirknitzer Arm über einen Fall stürzt. Das Gebrause dieser Cascade ist
weithin hörbar. Ober dem Falle ist dann streckenweise tieferes Fahrwasser, das Übertragen
der Kähne ist jedoch sehr zeitraubend und die Befahrung ist überhaupt eine nicht sehr
leichte, wenn man weit vorzudringen wünscht. Der Zugang zur Grotte gehört zu den
pittoreskesten Partien des Karst. Etwas zahmer ist eine andere Wasserhöhle, durch welche
ebenfalls die Poik fließt, nämlich die vielfach genannte Pivka jama (sprich Piuka jama)
oder Poikhöhle, obwohl der Ausdruck zahm auch nur für die kurze Zeit sommerlicher
Dürre gilt. Von den im Jahre 1885 erbauten massiven Steindämmen, welche den Zweck
hatten, den dort beschäftigten Arbeitern den Rückweg zu sichern, existirt keine Spur mehr.
Ebenso sind die drei mit Eisenstiften verfestigten Brücken verschwunden. Eine Wieder
herstellung ist jedoch leicht möglich. Schon der Einstieg durch eine 64 Bieter tiefe Doline