308
Ganzen 36 Stücke vorkamen — war ein für diese Zuformung geeignetes Materiale in der
weiten Umgebung nicht aufzutreiben, ebensowenig taugten die vorhandenen Gesteinsarten
für Äxte oder für durchbohrte Hammerbeile, die davon vorhandenen Stücke — im
Ganzen 22 — wurden aus Serpentin und Hornblendegesteinen außer Landes hergestellt.
Zu den werthvollsten Steinwerkzeugen gehören ein Veilchen aus Nephryt und zwei
Meißelchen aus Grünstein. Gegenüber dieser Armut an Werkzeugen aus Stein waren
die vorzugsweise aus den Geweihen und aus den harten elastischen Knochen der erlegten
Hirsche angefertigten Waffen und Stechwerkzeuge zahllos. Die Geweihstange diente für
Hammerbeile, welche mit der im Stielloch befestigten Handhabe geschwungen eine ungemein
energische Waffe abgaben, ihre Zahl belief sich über 200; die Seitenzinken des Hirsch
geweihes verwendete man für Knebel zum Zusammenbinden von Ballen, zu hakenförmigen
Kleiderhaften und zu anderen Werkzeugen. Die Fußknochen von Hirsch und Wildschwein,
auch Bruchstücke derselben spitzte man zu Handsamen Dolchen, zu Pfeilen und Speerspitzen,
zu Haarnadeln, zu kleinen Stechwerkzeugeu und Griffeln; mit den letzteren wurden die
Verzierungen an den mittelst breiter flacher Rippen geglätteten Thongefäßen eingezeichnet.
Feine Nähnadeln für die Stickerei fertigte man aus dünnen Rippensplittern des Hirsches
an, meißelförmig geformte starke Knochenstücke dienten zum Abhäuten der Felle des erlegten
Wildes, ganz in der Form wie die noch heute bei den Fleischern gebräuchlichen „Löser";
als Schaber zum Enthaaren der Bälge benützte man die geschärften Hauer des Ebers,
als Glättewerkzeuge für Leder Kieferstücke vom Wisent. Als Halsschmuck trug man durch
löcherte flache kreisrunde Kalk- und Schieferstückchen, durchlöcherte Zähne vom Bär,
Dachs, Wildschwein und Wisent. Weder Bernstein- noch Glasperlen sind im Pfahlbau
vorgekommen. Vortreffliche Schleifsteine zum Spitzen und Schärfen obiger Beinwaffen
und Werkzeuge gab es in Menge, einzelne davon sind durchlöchert.
Die während des Bestandes der Ansiedlung beginnende Verarbeitung der Metalle
ist durch 15 Gegenstände aus Kupfer — Beile, Messer, Pfriemen u. s. w. — und durch
Gußschalen, Schmelztiegel und Gnßformen gekennzeichnet; endlich fanden sich zwei schilf
blattförmige, reich verzierte Schwerter, Dolche und Beile aus Bronze. Vier an verschiedenen
Stellen des Moors aufgefundene, ans einem Eichenstamm hergestellte Kähne sind mit
Bronzebeilen behauen worden; auch die aus Eibenholz erzeugten, als Kinderspielzeug
dienenden Schalen und die Näpfe aus Holzauswüchsen konnten nur mit dem Bronzemesser
die unverkennbar sorgfältige Bearbeitung erhalten haben.
Außerordentlich entwickelt zeigt sich die Kunst der Töpferei. Hunderte gut
erhaltene Gefäße und charakteristische Scherben, gleich merkwürdig in Formenreichthum
und Verzierung, bilden einen höchst wichtigen Bestandtheil des Inventars jener See-
niederlassnng. Sind doch dieselben unzweifelhaft an Ort und Stelle angefertigt worden.