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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Kärnten und Krain

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Ganzen 36 Stücke vorkamen — war ein für diese Zuformung geeignetes Materiale in der 
weiten Umgebung nicht aufzutreiben, ebensowenig taugten die vorhandenen Gesteinsarten 
für Äxte oder für durchbohrte Hammerbeile, die davon vorhandenen Stücke — im 
Ganzen 22 — wurden aus Serpentin und Hornblendegesteinen außer Landes hergestellt. 
Zu den werthvollsten Steinwerkzeugen gehören ein Veilchen aus Nephryt und zwei 
Meißelchen aus Grünstein. Gegenüber dieser Armut an Werkzeugen aus Stein waren 
die vorzugsweise aus den Geweihen und aus den harten elastischen Knochen der erlegten 
Hirsche angefertigten Waffen und Stechwerkzeuge zahllos. Die Geweihstange diente für 
Hammerbeile, welche mit der im Stielloch befestigten Handhabe geschwungen eine ungemein 
energische Waffe abgaben, ihre Zahl belief sich über 200; die Seitenzinken des Hirsch 
geweihes verwendete man für Knebel zum Zusammenbinden von Ballen, zu hakenförmigen 
Kleiderhaften und zu anderen Werkzeugen. Die Fußknochen von Hirsch und Wildschwein, 
auch Bruchstücke derselben spitzte man zu Handsamen Dolchen, zu Pfeilen und Speerspitzen, 
zu Haarnadeln, zu kleinen Stechwerkzeugeu und Griffeln; mit den letzteren wurden die 
Verzierungen an den mittelst breiter flacher Rippen geglätteten Thongefäßen eingezeichnet. 
Feine Nähnadeln für die Stickerei fertigte man aus dünnen Rippensplittern des Hirsches 
an, meißelförmig geformte starke Knochenstücke dienten zum Abhäuten der Felle des erlegten 
Wildes, ganz in der Form wie die noch heute bei den Fleischern gebräuchlichen „Löser"; 
als Schaber zum Enthaaren der Bälge benützte man die geschärften Hauer des Ebers, 
als Glättewerkzeuge für Leder Kieferstücke vom Wisent. Als Halsschmuck trug man durch 
löcherte flache kreisrunde Kalk- und Schieferstückchen, durchlöcherte Zähne vom Bär, 
Dachs, Wildschwein und Wisent. Weder Bernstein- noch Glasperlen sind im Pfahlbau 
vorgekommen. Vortreffliche Schleifsteine zum Spitzen und Schärfen obiger Beinwaffen 
und Werkzeuge gab es in Menge, einzelne davon sind durchlöchert. 
Die während des Bestandes der Ansiedlung beginnende Verarbeitung der Metalle 
ist durch 15 Gegenstände aus Kupfer — Beile, Messer, Pfriemen u. s. w. — und durch 
Gußschalen, Schmelztiegel und Gnßformen gekennzeichnet; endlich fanden sich zwei schilf 
blattförmige, reich verzierte Schwerter, Dolche und Beile aus Bronze. Vier an verschiedenen 
Stellen des Moors aufgefundene, ans einem Eichenstamm hergestellte Kähne sind mit 
Bronzebeilen behauen worden; auch die aus Eibenholz erzeugten, als Kinderspielzeug 
dienenden Schalen und die Näpfe aus Holzauswüchsen konnten nur mit dem Bronzemesser 
die unverkennbar sorgfältige Bearbeitung erhalten haben. 
Außerordentlich entwickelt zeigt sich die Kunst der Töpferei. Hunderte gut 
erhaltene Gefäße und charakteristische Scherben, gleich merkwürdig in Formenreichthum 
und Verzierung, bilden einen höchst wichtigen Bestandtheil des Inventars jener See- 
niederlassnng. Sind doch dieselben unzweifelhaft an Ort und Stelle angefertigt worden.
	        
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