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An dem damaligen Absatz des trefflichen norischen Eisens nach Süden hat auch
Krain theilgenommen. In dem abgeschlossenen Alpenkessel der Wochein bestand lange vor
der Römerherrschaft im Lande auf dem Heidenhügel asckovske graäec ober Witnach ein
befestigtes Eisenwerk, in den verlassenen Bohnerzgruben in Rudnopolje fand man
charakteristische Glasperlen, welche auf deren Betrieb in sehr früher Zeit Hinweisen; die
Gräber der mit diesen! Schmuck gezierten Erzschürfer wurden in Lepenze am Eingang
ins Wocheinerthal aufgedeckt. Der Eisenbergbau am Fuße der Alpe Belschiza nördlich
von Veldes scheint schon damals betrieben worden zu sein, zwei an dem dieser Alpe
vorgelagerten Querkamm kühn emporragende Felsspitzen — „Ajdovne", die „Heiden
spitzen" benannt — waren die Vertheidigungsposten dieser Niederlassung; auch in der
Kulpaniederung bei Turnan nächst Cernembl sind uns in thönernen Gußröhren die
Reste einer Eisenschmelze der dortigen Raseneisensteine aus jener Zeit erhalten geblieben;
ungemein häufig kommen endlich Eisenschlacken in den damaligen Ansiedlungen und in
ihrer Nähe vor. Außerdem war die Blcigewinnung den Erzmännern nicht unbekannt,
„die Heidengrnben" — ,asckovsks sanis" — am Skofski hrib bei Moräutsch, dann im
Petschargraben südwestlich von Nassenfuß dürften schon in jener Zeit auf Blei ausgebeutet
worden sein; man benützte dasselbe zur Anfertigung von kleinen Zierstiicken, zu Arm
bändern, zur Ausfüllung der hohlen Reifen an Bronzegefüßen.
Die damaligen Bergvölker wählten leicht zu vertheidigcnde Anhöhen zur Anlage
ihrer Ansiedlungen, die sie mit aufgeworfenen Erdwällen, Gräben und Vorwerken gegen
feindliche Angriffe zu sichern suchten. Vom Volke werden diese heute noch deutlich erkenn
baren Befestigungen Gradische genannt; unzweifelhaft waren dort auch ihre Cultusstätten.
Einzelne dieser umwallten Gipfel sind heute mit Bergkirchlein gekrönt, es liegt eben im
Charakter des an seinen Bergen hängenden Volkes, den eine weite Umgebung beherrschenden
Anhöhen auch eine religiöse Weihe zu geben. Das ganze damals bewohnte Land war zum
Schutz vor Überfällen mit solchen Hochwarten versehen, von wo die Signalisirung der dem
Vaterlande drohenden Gefahr geschehen konnte.
An der Grenze des benachbarten Venetergebietes stand eine solche bedeutende
Befestigung in Planina ober Wippach auf den Karsthöhen, welche das nach Klima und
Abdachung zu Italien gehörige Wippacherthal beherrschen. Die Hochebene der Pojk, einer
der wichtigsten Übergänge in das Innere des Landes, besaß deren eine Menge. Am
vorgeschobensten nach Nordwest war auf diesem Plateau das am Fuße des Nanos gelegene
Gradische von St. Michael, in Südost standen Befestigungen bei Slavinje und Slavina,
und eine ununterbrochene Kette von Kastellen, die in den istrischen Castellaren ihre Fort
setzung fanden und mit der Fernsicht bis zur Adria reichten, zog sich längs des Kammes
des ober den Quellen der Pojk sich erhebenden, gegen das Rekathal steil abstürzenden