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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Kärnten und Krain

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über welche ein Pfad in den Grund, die oberste Thalmulde des Leobengrabens, führt, 
in der die Gebäude der Ossiacher Gestütalpe stehen. Von hier gelangt der Wanderer, 
das nordseitige Gehänge des Leobengrabens überschreitend, zur Stangalpe (Theil der 
Mnrauer Alpe), wie man den nordwestlichen Theil der Alpengruppe nennt, welche zwischen 
der Inner Krems und der weiter östlich gelegenen Flattnitz (Paal-Bach) liegt. Der 
Name dieser Gebirgspartie ist den Geologen aller Länder geläufig, denn hier werden in 
grauen Schiefern die berühmten Pflanzenabdrücke gefunden, welche gelehrt haben, daß 
das ganze Gebirge der Steinkohlenförmation angehört, deren wichtigstes Glied 
jedoch, die Schwarzkohle, zum unersetzbaren Schaden der einheimischen Eisenindustrie 
fehlt. Es gibt kaum ein zweites Gebiet in Kärnten, das so vielfach von öden Schluchten 
und wüsten Schründen durchfurcht wäre, und nicht ohne Grund hat der alte Hacquet 
diesen Theil des Kärntnerlandes als ^lpos cksserkns bezeichnet. Als Fürst der Berge 
erhebt sich an der dreifachen Grenze von Salzburg, Steiermark und Kärnten der König 
stuhl (Karlnock) zur Seehöhe von 2.331 Meter. Das an den Berghängen umherliegende 
Gestein, die häufigen Schutthalden und die Geröllmassen auf der Sohle der Gräben 
lassen nur eine dürftige Vegetation aufkommen, meist aus niedrigen Gräsern und Moos 
rasen bestehend, zwischen denen hier und da die gelben Blüten der Alpen-Nelkenwurz 
und die zierlichen Trngdolden des Speiks (Vnlsrinim csltiea) neugierig auslugen. Nur 
dort, wo aus dem Gestein eine Quelle hervorrieselt, siedelt sich ein grüner Streifen an, 
der den Lauf des Wassers umsäumt, bis dieses, in eine Mulde gelangend, stagnirt und 
damit die Bedingung zur Entwicklung einer Moorflora bietet. In der Waldregion, die sich 
unmittelbar an die fahlen Matten anschließt, gewähren schlanke Arven (Zirben) und hoch 
sich reckende Lärchen dem Wanderer nur dürftigen Schatten, aber vergebens sucht das 
Auge des Müden die saftiggrünen Mähwiesen, an denen andere Alpen so reich sind; sie 
lächeln ihm erst dann entgegen, wenn er über die Höhen in die Inner Krems, in das 
freundliche Thal von Radenthein oder in die Reichenau hinabsteigt. 
Am Südfnße des Königstnhls im „Karl", einem Seitengraben des Leobengrabens, 
liegt etwa 1.200 Meter über der Meeresflüche ein Bad, wie solche eben nur ein Alpenland 
aufzuweisen vermag, das „Karlbad". In wildromantischer, aber unwirthlicher Gegend 
verborgen und weit entfernt von den Adern des geschäftlichen Verkehrs leben diese Bäder 
fast nur in der dankbaren Erinnerung schlichter Landleute, da sie eben dem Ankömmling 
nichts zu bieten vermögen als dürftige Unterkunft, spartanische Kost, die heilende Quelle 
und die stärkende Luft der Alpen. Im Karlbade fehlen sogar die Badewannen; in die aus 
Baumstämmen roh zugehanenen Tröge wird das Quellwasser geleitet und durch hinein 
geworfene Steine erwärmt, die man früher auf brennenden Scheiterhaufen erhitzt hat. Aus 
dem Karl gelangt man über den Stangnock, berüchtigt wegen der für die Schatzgräber
	        
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