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Humor und Volkswitz zur Geltung, als dessen Vertreter Pavliha, der slovenische
Eulenspiegel, und Trap, der dumme Hans der deutschen Märchen, zu nennen sind.
Eigenthnmlich den Krainer Slovenen sind die Erzählungen vom zehnten Bruder
(ciessti brat) und der zehnten Schwester (ctosstirioa). Das Volk sagt, wenn in
einem Hanse zehn Knaben hintereinander geboren worden, so muß der zehnte da» Eltern
haus verlassen und in
die Fremde ziehen;
dasselbe gilt vom
zehnten Mädchen.
Nicht aus dem
Innern des Volks
geistes geschaffen, son
dern lediglich durch
äußere Einflüsse ins
Volk hineingetragen
sind die Pesoglavci
(Hundsköpfe),Pol-
konji (Hippo-Cen-
tanren), Riesen, die
Berg auf Berg thür
men, um den Himmel
zu ersteigen, Vögel
mit eisernen Schnä
beln und Klauen,
Amazonen, welche
Gestalten merkwürdi
gerweise sämmtlich in
Zweikampf des krainischcn Ritters Lamverg mit dem Riesen Pegam. Volkslied
zusammengedrängt sind. Von diesen haben sich nur die Pesoglavci eingebürgert und
sind zu einem integrirenden Bestandtheil der Volksliteratnr geworden. Sagen davon
sind allenthalben verbreitet. Fremden Ursprungs sind schließlich die Sembilje (die
Sibyllen); sie wvhnen in Felshöhlen, wo sie ihre Bücher verborgen haben. Ihre
Prophezeiungen beziehen sich auf Krieg und die daraus entstehenden Nöthen. Mit den
Sembilje hängen die Erzählungen vom Antichrist zusammen.
Die Slovenen, nach dem Sprichworte weich wie Holz vom Lindenstamm, sind dem
Gesang mit Leidenschaft ergeben. Kein Wunder daher, daß auch die L-lovenen .Lraiiiv
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Kärnten und Kram.