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Mauern unseres Musentempels traurig mahnend entgegenschauen. Von nun an war der
Sieg des deutschen Dramas entschieden. Wenn man auch noch dramatische Machwerke,
wie das Trauerspiel „Diego und Lenore", oder die Singspiele „Die verfolgte Unbekannte",
„Pyrrhus von Epirus" in Kauf nehmen mußte, so kündete doch schon Leisewitz' „Julius von
Tarent", unter Schikaneder aufgeführt, jene bessere Zeit an, in der mit dem Jahre 1800
der Genius Schillers mit den „Räubern" seinen triumphirenden Einzug hielt. Schon zeigte
sich Schillers Einfluß in den Dichtungen des Professors Z. A. Zuppantschitsch, der im
Wochenblatt von 1806 mit seinen Fragmenten illyrischer Poesie aufgetreten war. Das
liebenswürdige Talent dieser mehr sanften/ideal angelegten Natur entfaltete sich weniger
in seinen vaterländischen Dramen als in den balladenartigen Erzählungen. Ein freudiger
Schaffenstrieb hatte sich der Geister bemächtigt. Poesie und Wissenschaft wetteiferten in
beiden Sprachen, dem Namen der Josefinischen Zeit auch im fernabgelegenen Kraiuer-
laude Ehre zu machen. Mehr als ein berühmter Name leuchtet uns entgegen, sowohl von
Fremden als Einheimischen, die mit ihrer Gelehrsamkeit auf die Bildung des Landes
gewirkt haben. Sogar den Vater der slovenischen Kunstpoesie, Valentin Vodnik, riß es
hin, seinem Freunde Linhart in einer deutsch geschriebenen „Geschichte von Krain, Görz
und Gradiska" nachzneifern, während Andere ihre Lorbeern auf dem Gebiete der Sprach-
uud Naturkunde suchten und fanden.
Das edelste Streben, die deutsche Literatur in Krain zu fördern, beseelte den
begeisterten Herold Schillers, Professor Richter, der in einem denkwürdigen Aufruf vom
Jahre 1817 alle Freunde des Schonen aufforderte, sich um sein Banner zu scharen und
die heimischen Schätze zu heben; so erhielt Laibach in den „Jllyrischen Blättern", welchen
sich später die kurzlebige „Carniolia" gesellte, ein Organ, in dem berufene und unberufene
Musensöhne aus der vormärzlichen Zeit ihre poetischen Gaben niederlegten. Im Geiste
der Romantik beschwor man in den „Galerien berühmter Krainer" Männer aus dem
Sarge, die durch Feder und Schwert Großes geleistet, verwerthete in Balladen und
Erzählungen heimischen Sagenstoff, besang in Liedern und Oden die Wunder des Krainer-
landes, lauschte, wie Milko und Thomschitz, den Klängen des slovenischen Volksliedes,
pflückte von den Früchten fremder Kunstliteratur und gab endlich der angestammten
Liebe und Treue zum Kaiserhause gelegentlichen Ausdruck. Formell am reinsten ist der
beschauliche Hermann von Hermannsthal, der einige Zeit „als Fremdling im Slavenlande"
lebte. Um ihn gruppiren sich der lehrhafte Karl von Ullepitsch, genannt Laurent, der auf
fremden Bahnen geschickt wandelnde Hugo vom Schwarzthale, der Novellist Babnigg,
Kordesch, Frank, Petruzzi, Laschau und andere. Mit rührender Theilnahme verweilen wir
nur bei I. Emanuel Hilscher, der zwar ein Böhme von Geburt, doch mit vollem Rechte zu
den Unfern gezählt werden darf. Schon in seinem zwölften Jahre nach Laibach kommend,