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Grazie durchgeistigt und sichern dem Dichter den Ehrenplatz des ersten Klassikers der
slovcnischen Literatur.
Eine neue Literaturperiode beginnt 1843 mit der Gründung der heute noch fort
erscheinenden Zeitschrift Movies« durch I. Bleiweis (geboren am 19. November 1808
in Krainbnrg, gestorben am 29. November 1881 in Laibach), welcher dieses Unternehmen
durch fast vier Jahrzehnte mit seltener Umsicht, Kenntniß und Routine leitete und dabei
auch eine vielseitige literarische Thütigkeit entwickelte. Das Blatt wurde zum Mittelpunkt
der Literatur und es sind wohl nur äußerst wenige von den zeitgenössischen Schriftstellern,
die es nicht durch Beiträge bereichert Hütten. Obzwar zunächst landwirthschaftlichen und
gewerblichen Interessen gewidmet, war doch schon zu Anfang darin der Belletristik, der
traditionellen Literatur und der Volkskunde, sowie der Pflege verschiedener Wissenszweige
mit besonderer Rücksichtnahme auf nationale Bedürfnisse und Zustände ein bevorzugter
Platz eingeräumt. Geschichtliche, archäologische, ethnographische, linguistische, juridische,
naturwissenschaftliche, cnltnr- und literargeschichtliche Abhandlungen und Aufsätze wechseln
darin mit Novellen und Knnstdichtungen, mit Volksliedern, Märchen und Sagen, Mythen
und Legenden, Sprichwörtersammlungen, Aufzeichnungen von Sitten und Bräuchen w.
Zumal in ihren ersten zwanzig. Jahrgängen zeigen die „blovioo" den organischen
Entwicklungsgang der Literatur in markanter Weise und nehmen auch auf alles außerhalb
ihres Bereiches Erscheinende möglichst Bezug. Ans der Unzahl ihrer Mitarbeiter verdienen,
insoferne sie namentlich auch anderwärts schriftstellerisch thütig auftraten oder Special
werke veröffentlichten, eine besondere Erwähnung: M. Vertovec, M. Verne, Pozencan
(M. Ravnikar), K. Robida, P. Hicinger, Orosl. Caf, Boz. Naic, I. Tusek, Fr. Levstik,
M. Majar, Dav. Trstenjak, I. Trdina, I. Navratil, M. Cigale u. A.; ferner als Sammler
von Produkten der traditionellen Literatur: G. Kobe, Nodoljub LedinSki (Aut. Zakelj),
Jak. Volcic, M. Valjavec, Trstenjak; endlich als Dichter: Pozencan, Nodoljub Ledinski,
Bl. Potocnik, Fr. Jerisa, Mirosl. Vilhar, Lovro Toman, Sim. Jenko, A. Umek,
Fr. Svetlicic, Fr. Malavasic, Podgorski (L. Svetee), Fr. Cegnar, M. Valjavec und
insbesondere I. Koseski-Vesel (geboren am 12. September 1798 zu Koseze in Ober-
krain, gestorben am 26. Mürz 1884 in Triest), welchen man, freilich mit mehr individueller
Sympathie als knnstkritischem Verstündniß gerne Preseren an die Seite oder selbst über
diesen stellt. Der Vergleich hinkt nicht nur, er ist überhaupt unzulässig, womit jedoch
Koseskis gewiß nicht unbedeutende reale Vorzüge und Verdienste in keiner Weise geschmälert
werden sollen. Diese liegen indessen viel weniger in seinen Originalschöpfungen, die seine
poetische Individualität nur undeutlich und einseitig hervortreten lassen, als in der überaus
fruchtbaren Thütigkeit, die er als Übersetzer griechischer, italienischer, englischer, deutscher
und russischer Meisterwerke der Poesie entwickelte. Zwar ist er auch als solcher von