MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Kärnten und Krain

78 
Bollwerke des Protestantismus in Kärnten — Söldner gesammelt hatten, sägten sich nach 
einigem Zögern in das Unvermeidliche und widersetzten sich nicht der Bekehrung der 
Klagenfurter Bürger. Trotzdem verharrten diese bei der Protestantischen Lehre, sie hielten 
sich heimlich Prädicanten oder zogen zum Gottesdienst auf die benachbarten Schlösser, 
wo sich solche noch befanden. Weil sie Beichte und Communion nach katholischer Weise 
nicht verrichten wollten, erschien Bischof Brenner 1604 zum zweitenmale in Klagenfnrt 
und begann nochmals sein Bekehrnngswerk. Die meisten Bürger fügten sich endlich, die 
übrigen wanderten aus. Nun wurden die städtischen und ständischen Ämter mit Katholiken 
besetzt und die Ertheilung des Bürgerrechtes auf Anhänger des alten Glaubens beschränkt. 
Die Jesuiten, die schon 1598 Millstatt von dem eingegangenen St. Georgs-Ritterorden 
übernommen und 1603 das Augustinerstift Eberndorf erhalten hatten, zogen jetzt auch in 
Klagenfnrt ein, um durch ihre Thätigkeit die Gegenreformation zu vollenden. Insbesondere 
bemühten sie sich, den Unterricht und die Erziehung der Jugend in die Hand zu 
bekommen. Hatten ja auch die Reformatoren dem Schulwesen ihre eifrigste Sorgfalt 
zngewendet, weil ihnen daran lag, die neue Lehre unter der Jugend zu verbreite». Als 
ihre höchste Unterrichtsanstalt hatten sie die adelige Schule oder das ständische Collegium 
in Klagenfnrt gestiftet (1563), an dem der Adel, Prediger und Lehrer, Beamte und Nechts- 
freunde sich ihre Bildung erwarben. Einer der Rectoren des Collegiums, Hieronymus 
Megiser aus L-tuttgart (gestorben 1616), verfaßte das erste zusammenhängende Werk 
über Kärntens Landesgeschichte (^nimles (turiirUriuo)' Gotthard Christalnik, ein Kärntner, 
von Geburt, Pastor zu St. Veit und Osterwitz, sammelte emsig Handschriften zur Geschichte 
seines Vaterlandes. 
Durch die Gegenreformation fielen auch die protestantischen Schulen. Die Jesuiten 
eröffnten sofort ein Gymnasium in Klagenfnrt, das sich bald eines zahlreichen Besuches 
erfreute. Unter den in Kärnten bis zur Aufhebung des Ordens wirkenden Jesuiten finden 
sich mehrere Gelehrte und Schriftsteller von gutem Namen. Wir erwähnen hier Markus 
Hanfiz (ans der Gegend von Völkermarkt, gestorben 1766), den Verfasser einer Kirchen 
geschichte des südöstlichen Deutschland (kernmrng. suera) und einiger Beiträge (Analekten) 
zur Geschichte Kärntens, den ebenfalls um die Heimatsgeschichte und um die Münzenkunde 
verdienten Erasmus Fröhlich (gestorben 1758), den Verfasser der „Philosophie der 
Religion", Siegmund von Storchenau (aus Hollenburg, gestorben 1797) und den 
berühmten Botaniker Franz Freiherrn von Wulfen (gestorben 1805), den Entdecker der 
nach ihm benannten IVUIkoiria, carircktiinon und Verfasser der Utoru iroriou. Unter den 
^christstelleui des Laienstandes aus der Zeit nach der Gegenreformation nimmt Gras 
Franz Christof Khevenhüller (geboren zu Klagenfnrt 1588, gestorben 1650) den ersten 
Rang ein — der Verfasser der neun Bände umfassenden Annalen Ferdinands II., welche
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.