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Verbindung mit dem Grafen und nachmaligen König Rudolf von Habsburg die
günstigsten Folgen nach sich. Namentlich hat er entscheidend zu dessen Siege über den
König Ottokar von Böhmen beigetragen. Rudolf bewahrte ihm dafür seine lebenslängliche
Freundschaft, seinen Sohn Albrecht aber vermählte er mit Elisabeth, der Tochter
Meinhards, welche dadurch zur Stammmutter des habsburgischen Herrschergeschlechtes
wurde, und im Jahre 1286 verlieh er ihm unter gleichzeitiger Erhebung zum Reichs-
fürsten das Herzogthum Kärnten.
Meinhard gründete die Tiroler Linie seines Geschlechtes, denn im Jahre 1271
schloß er mit seinem Bruder einen Theilnngsvertrag, durch welchen die bisherigen gemein
schaftlichen Besitzungen in zwei staatsrechtlich von einander geschiedene Gebiete getrennt
wurden, die Grafschaft Tirol und die Grafschaft Görz. Kraft dieses Vertrages erhielt
Meinhard Tirol bis zur Haslacher (Mühlbacher) Klause, welche dieses Gebiet von dem
Pusterthal scheidet, Albrecht II. aber die übrigen Besitzungen des Görzer Hauses von der
Haslacher Klause abwärts gegen
Kärnten, das Herzogthum Kärnten,
und die Grafschaft Görz sammt dem
damit verbundenen Gebiete. Im
nächsten Jahre, 1272, überließ Mein
hard seinem Bruder Albrecht noch die
Herrschaft Möttling in der windischen Mark, die Grafschaft Pisino in Istrien und die
Herrschaft Rechberg. Die Titel „Graf von Görz und Tirol" und „Schutzvvgt der Kirchen
von Aqnileja, Trient und Brixen" blieben gemeinsam.
Es ereignet sich im Laufe der Zeit sehr häufig, daß regierende Familien, unter
beschränkten Verhältnissen beginnend, durch Glück, Erbschaft und Heirat ihren Besitz und
ihre politische Geltung erweitern, bis ein thatkräftiger, unternehmender Regent, die über
kommenen Güter vermehrend, durch Geldmittel unterstützt, den Höhepunkt der Macht
seines Geschlechtes erreicht und, ans dem engen Kreise heraustretend, bestimmenden
Einfluß auf die Geschicke weithin reichender Länder erhält, während nach dessen Abgang
die Familie allgemach durch Unfähigkeit ihrer Häupter, Theilung des Besitzes, dadurch
erzeugte finanzielle Bedrängniß und sonstiges Mißgeschick ihre Bedeutung verliert, in
Armut verfällt und endlich das entkräftete Geschlecht fast spurlos erlischt. So geschah es
auch mit den Grafen von Görz. Nachdem die früheren Häupter der Familie namentlich
durch Erbschaft und Heirat ihre Besitzungen bedeutend erweitert und sich einen Hausschatz
gesammelt hatten, benützte der Sohn des Grafen Albert II., Namens Heinrich II., diese
günstigen Umstände, um sich zu der Stellung des mächtigsten Herrn in den Alpenländern
emporzuschwingen. Er gebot von Padua und Treviso, welche Städte seiner Herrschaft
Münze Alberts II. von Görz (1258 bis 1304).