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auch an anderen Orten errichtet, doch war die Leistungsfähigkeit dieser Anstalten wegen
ihres beschränkten Lehrplans und wegen des geringen Maßes twn Vorbildung, welches zur
Aufnahme in dieselben erfordert wurde, eine geringe. Wiederholt wurde daher eine Reform
der Schulen vorgenommen und dabei das Maß der Anforderungen allmülig erhöht. Man
ging hierbei von der Ansicht aus, daß der Besuch der nautischen Schule jenes Maß von
theoretischen Kenntnissen vermitteln soll, welches im Verein mit durch praktischen Dienst
erlangter Erfahrung für die Befehlignng eines Schiffes der weiten Fahrt befähige. Es
bestehen gegenwärtig nautische Schulen zu Triest und Lnssinpiccolo. Für den Besuch der
Schulen ist auch wichtig, daß von der mit gutem Erfolg absolvirten Schule und von der
an derselben bestandenen Schlnßprüfung in Hinkunft die Erlangung des Brevets eines
Steuermanns in der Handelsmarine abhängig ist. Wer jedoch Capitän werden will, muß
nicht nur durch volle zwei Jahre als sogenannter tensnte wirklichen Dienst auf Reisen
außerhalb des adriatischen Meeres geleistet haben, sondern noch eine weitere Prüfung
ablegen. Auch die Führer der Schiffe großer Sabotage haben eine eigene Prüfung abzulegen,
ehe sie zu einem Commando zngelassen werden. Durch Stipendien wird der Besuch der
nautischen Schulen der seefahrenden Bevölkerung erleichtert.
Die Seeverwaltnng verdankt ihren Ursprung zum großen Theil sanitären Rücksichten,
der Furcht vor Einschleppung der Pest. Man richtete Lazarethe ein, schuf das sehr strenge
System der Quarantänen und beobachtete jedes ankommende Schiff in erster Linie vom
Standpunkt der Gesundheitspolizei. Ist auch die Pestgefahr aus Europa entschwunden, so
trat die Furcht vor Einschleppung der Cholera an ihre Stelle. Man verhängt Contnmazen,
sogenannte Observationsreserven, von mehr minder langer Dauer und wendet Desinfee-
tionen an, bei denen der heutige Standpunkt der Wissenschaft maßgebend ist. Die Contumaz
hat den Bestand von Seelazarethen zur Voraussetzung, daknit die derselben unterworfenen
Personen, welche es nicht etwa vorziehen, auf dem Schiffe selbst zu verbleiben, daselbst
unter gehöriger Absperrung und Überwachung die Zeit sanitärer Beobachtung verbringen
können. Wegen der durch die Triester Hafenbanten bedingten Auflassung des Theresia
nischen Lazareths wurde in der Nähe von Triest, in der Bucht von S. Bartolomen, ein
neues großes Lazareth erbaut.
Die Flagge, welche ans unseren Handelsschiffen weht, ist die österreichisch-ungarische
Seehandelsflagge, in welcher die österreichischen Farben roth-weiß-roth mit dem Wappen
Österreichs in der Mitte und die ungarischen Farben rvth-weiß-grün mit dem ungarischen
Wappen in der Mitte verbunden sind. Bis zum Jahre 1869 wurde von den Handels
schiffen die nämliche Flagge geführt wie von den Kriegsschiffen. Diese Flagge,' heute in
der Kriegsmarine noch in Geltung, wurde 1786 von Kaiser Josef ll. eingeführt. Vorher
hatten die Handelsschiffe eine gelbe, mit dünnen schwarzen Querstreifen durchzogene und