aufweist. Die Ursachen dieses relativen Rückganges beschäftigen die handeltreibende
Bevölkerung Triests und ihre gesetzlichen Vertretungen auf das ernstlichste. Als die zur
Besserung der Verhältnisse als nothwendig erkannten Hilfsmittel werden vor Allem eine
neue directe Schienenverbindnng mit Süddeutschland und eine ansreichende Snbventivn
der Schiffahrt bezeichnet.
Die einzelnen Handelsoperationen Triests wickeln sich im Allgemeinen wesentlich
in den auch anderwärts zu beobachtenden Formen ab. Die Waareu werden entweder in den
Ursprungsländern oder schwimmend und rollend für eigene Rechnung gekauft, und zwar
nach allgemein anerkannten und üblichen Typen oder nach Mustern, oder aber werden
dieselben zum commissionsweisen Verkaufe übernommen, beziehungsweise am Platze selbst
verkauft und gekauft. Als Regel kann angenommen werden, daß der Handel hier eine große
Versatilität aufweist. Wenn gleich die meisten Firmen gewisse Artikel als zu ihrem eigensten
Geschäftskreise gehörend betrachten, so ist damit für dieselben die Spekulation in anderen
Artikeln, je nach der sich darbietenden Conjnnctur, doch nicht ausgeschlossen. Manche
Geschäfte, z. B. in Kaffee, werden durch hier ansässige Vertreter auswärtiger Firmen nach
Muster oder Typen abgeschlossen, wonach die bezüglichen Ordres ertheilt und die Waaren
per Dampfer (direct oder mit Umladung, immer aber auf directe Ladescheine hin) von den
Productionsländern nach Triest expedirt werden. Bei schwimmenden Ladungen erfolgt
der Verkauf, respective der Ankauf ebenfalls nach Mustern, die nach verschiedenen Häfen
versandt werden, gegen Verpflichtung des Schiffes, einen bestimmten Hasen anzulaufen,
wo es die weiteren Ordres erhält.
Der Verkauf und Versandt bewegt sich in demselben Rahmen. Für einzelne Artikel
hat sich seit Jahren ein gewisser eigenartiger Modus der Behandlung gewohnheitsmäßig
ausgebildet. So wird der Kaffee, wenn es sich nicht um bloße Durchfuhr für direkten
Bezug handelt, vom Schiffsbord nach den Magazinen gebracht und in letzteren gereinigt,
nach Farbe und Art der Bohnen sortirt, auch über Verlangen der Kundschaft, die oft auf
gewisse unwesentliche Eigenschaften Werth legt, gefärbt, das ist in Säcken, welche mit einem
sehr geringen Quantum unschädlichen Farbstoffes imprägnirt find, eine Zeit lang hin und
her geschüttelt. Auch wird Kaffee in ungeschälten Bohnen bezogen und hier geschält.
Desgleichen finden über Wunsch der Käufer oder zum Zweck einer niedrigeren Preis
stellung qualitative Mischungen statt. Mit dem „Lesen" (Reinigen, Scheiden) des Kaffees
beschäftigt sich eine hoch ausgebildete Hausindustrie. Der Kaffee wird in kleinen Säcken
Frauen übergeben, welche die bezügliche Operation — die sich dadurch billiger stellt —
in ihren Privatwvhnnngen, meist unter Zuziehung nahezu sämmtlicher Familienmitglieder
besorgen und die controlirte Menge dann wieder abliefern. Dieser Beschäftigung verdankt
eine große Zahl von Leuten ihren Lebensunterhalt.