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in Siebenbürgen eingeschlossenen walachischen Gebietstheile zur Abtretung des Bnkvwiner
Districtes zu bewegen sein. Statt sich also mit ihr in lange und fruchtlose Erörterungen
einzulasien, solle man die Besitzergreifung der Bukowina zuerst ganz durchführen und
sich dann auf die kurze Erklärung beschränken, daß man aus giltigen Beweggründen den
in Besitz genommenen Landstrich als einen rechtmäßigen Bestandtheil der an Österreich
gefallenen polnischen Länder erkenne und entschlossen sei, ihn nötigenfalls mit den
Waffen zu vertheidigen. Demzufolge ordnete der Kaiser am 27. October die Besetzung
und Sicherstellung der Bukowina mit einer größeren Anzahl Truppen an. Genügten für
diese Absicht die in Galizien stehenden Streitkräfte nicht, so sollten noch zwei Regimenter
aus den nächst gelegenen Theilen Ungarns dahin abgeschickt werden.
Indessen hatte jedoch der commandirende General in Galizien, Feldzeugmeister
Freiherr von Elrichshausen, den District nahezu vollständig besetzen lassen. Am 24. October
war auch schon General Splenyi in Czernowitz eingetroffen. Im ganzen befanden sich damals
vier Garnisonsbataillone und ein Husarenregiment in der Bukowina. Dazu kam im
November noch ein Garnisonsbataillon und ein zweites Husarenregiment. Diese Truppen
erachtete Elrichshausen für genügend, um allen Eventualitäten gewachsen zu sein. Aber
auch die Aufstellung der kaiserlichen Adler fand früher, als man es erwartet hatte, statt.
Sie wurde mit Rumjanzow's Einwilligung in der Zeit vom 16. bis 19. November 1774
vorgenommen.
Die Nachricht von dem Einmärsche der Österreicher in die Moldau rief in
Constantinopel anfangs nur „Bedenken" hervor, die sich aber durch äußere Einflüsse sehr
bald bis zur Erbitterung steigerten. Preußen und Rußland waren es, welche, die
Abrundung in Galizien Österreich mißgönnend, die Pforte gegen den Wiener Hof
aufstachelten. Hierzu bedienten sie sich hauptsächlich des moldauischen Fürsten Ghika.
Dieser doppelzüngige Grieche hatte schon als Pfortendolmetsch und dann als Fürst der
Walachei (von 1768 — 1769) gegen das Kaiserhaus große Feindseligkeit an den Tag
gelegt; als Herrscher der Moldan (seit Mitte October 1774) arbeitete er dessen Absichten
umsomehr entgegen, als es in seinem Interesse lag, jede Schmälerung seines Fürstenthums
zu verhindern. Ghika stellte der Pforte vor, wie wenig die Besitzergreifung der Bukowina
mit den Freundschaftsversicherungen des Kaiserhofes harmoniere; dann erklärte er, daß
dieser District die übrige Moldau an Fruchtbarkeit bei weitem übertreffe; zuletzt verstieg
er sich sogar bis zu der Drohung, daß die Moldauer, falls der Großherr wider Vermuthen
ihr Interesse zu wahren unterließe, zu einer fremden Macht ihre Zuflucht nehmen würden.
Letztere Drohung war ein arger Mißgriff. Sie brachte die Pforte derart auf, daß
diese mehr an die Bestrafung des übermüthigen Hospodars als an den Verlust der
Bukowina dachte. Gleich ihre erste Antwort auf die Erklärungen, die ihr Thugut im