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Stellung gegenüber dem moldauischen Fürsten ein. Diese gesellschaftlichen Classen haben sich
bis jetzt erhalten, jedoch mit dem Unterschiede, daß die ehemaligen Grundarbeiter grund
besitzende freie Bauern (leraick) geworden sind und die Einwohner des Kimpolunger
Bezirkes infolge eines langwierigen Processes von ihrem Territorium viel eingebüßt haben.
Die Rumänen der Bukowina sind aufgeweckten Geistes, edel gesinnt, religiös und
von einer an Fatalismus streifenden Ergebung in die göttliche Vorsehung, daher ihr Spruch:
nn-ali soris, nri s'a si lwtömplä! — Was mir beschicken ist, wird mich auch treffen!" In
der angestammten orthodox-orientalischen Kirche sieht der Rumäne eine göttliche Anstalt,
in den Priestern derselben nicht nur Diener Gottes und Verkünder seines beseligenden
Willens, sondern auch göttliche Richter über die Handlungen des Menschen, die mit unum
schränkter Macht der Lossprechung und der Verdammung versehen sind; deswegen begegnet
er ihnen mit Ehrfurcht und mit blindem Vertrauen in allen das Seelenheil betreffenden
Dingen. Die Rumänen halten zähe an dem väterlichen Glauben und an den altehrwürdigen
Gebräuchen und lassen sich von diesen nicht leicht abwendig machen. Bis zur Scrupulosität
ehrenhaft, brechen sie das gegebene Wort nicht, auch wenn sie sich damit übereilt hätten,
denn sie sagen sich stets: ,p6 uncks ess ouvörckrck, sss si sullotul! — Auf demselben
Wege, auf dein das Wort entflieht, entflieht auch die Seele!" Ein Handschlag zur
Bekräftigung ihrer Aussage gilt ihnen wie ein förmlicher Eid. Auch sind sie ungemein
empfindlich lind vergessen es nie, wenn man sie unzart oder ungerecht behandelt, dagegen
sind sie hingebungsvoll und verläßlich, wenn inan ihnen init Vertrauen und rücksichtsvoll
begegnet. Sie sind friedliebend und lassen eher von ihrem Rechte etwas nach, als daß sie
in Hader und Streit gcriethen, eingedenk des Satzes: ,irmi bino taiä'ti poalu si luga,
ckeeLt sä ts pm eu ei in poarä, saü sä aibi ou älirsul In elin si ln inärweä! — Es ist
besser den Saum des Gewandes abzuschneiden und ihm zu überlassen, als mit ihm weiter
zu thun zu haben!" Geschieht ihnen aber Unrecht, oder werden sie in dem, was sie fiir
hoch und unantastbar halten, verletzt, so vcrtheidigen sie mannhaft diese theueren Güter.
Die Sitten der Rumänen in der Bukowina sind durchwegs rein, nur in den Gegenden,
wo viele Schankhäuser sich befinden, lassen sie manches zu wünschen übrig. Der Rumäne
ist überaus gastfreundlich und von zuvorkommendem Benehmen gegen Jedermann. Er
betrachtet jeden, auch den Fremdling oder den Andersgläubigen, als seinen Nächsten und
hilft ihm jederzeit, auch wenn er darum nicht ersucht wird, ohne Entlohnung, denn er sagt:
URiinnockeü stis si'mi va. ajukä si iriis! — Gott weiß es und wird auch mir helfen."
Der Rumäne ist überhaupt mehr ein Gemüthsmensch; er hält alle für ebenso aufrichtig und
wohlwollend wie er selbst ist, was ihm viele, bittere Enttäuschungen gebracht hat.
Die Rumänen achten jede Autorität; sie anerkennen diese leicht und unterwerfen sich ihr
auch dann, wenn sie fühlen, daß ihnen Unrecht geschieht; sie thun das in dem festen Glauben,